FORL – wenn Deine Katze zum Zahnarzt muss
Noch bis vor wenigen Jahren war eine Erkrankung nahezu unbekannt und unbeachtet, an der vermutlich jede zweite bis dritte Katze im Laufe ihres Lebens leidet und die mit großen Schmerzen einhergehen kann. Bei FORL ist vorbeugende Kontrolle besonders wichtig.
„Feline odontoklastische resorptive Läsionen“ – das klingt nicht gut und ist es auch nicht. Dahinter verbirgt sich eine Zahnerkrankung, die manchmal fälschlicherweise als „Katzenkaries“ bezeichnet wird. Und FORL, so die Abkürzung, hat es leider in sich.
Was diese Läsionen, also Beschädigungen grundsätzlich verursacht, ist bis heute nicht vollkommen sicher. Leider trifft es alle, ob männlich oder weiblich, ob jung oder alt, aus jeder Rasse, ob Wohnungs- oder Freigängerkatzen. Liegt es am Futter, an der Ernährung, der Haltung, der Genetik?
Bislang lassen sich keine Risikofaktoren ausmachen, die wirklich zuverlässig mit FORL in Verbindung zu bringen sind. Auffällig ist aber, dass bei Katzen über fünf Jahren die Rate der erkrankten Tiere zunimmt. Hier ist vermutlich jede zweite Mieze betroffen. Somit spielt das Alter eine gewisse Rolle, aber nicht nur. Dass bestimmte Rassen mehr betroffen sind als andere, kann nicht wirklich bewiesen werden.
Was ist FORL?
Odontoklasten, körpereigene Zellen, tragen dazu bei, die Zahnsubstanz, vor allem im Bereich des Zahnhalses, zu entkalken und sie zu „zerlöchern“. Die Zähne werden zusagen von außen oft nahezu unsichtbar von innen zerstört. Noch sucht die Medizin nach Ursachen. Eine Theorie besagt, dass es ich um eine Störung im Calciumhaushalt handeln könnte und dass ein Zuviel an Vitamin D eine Rolle spielen mag. Damit kommt der Ernährung eine gewisse Rolle zu. Aber auch Hormonumstellungen sind im Gespräch. Durch den Calciummangel werden die Odontoklasten aktiviert, die das Zahnbein, das sogenannte Dentin, abbauen und den Zahn zerstören. Auch Entzündungsprozesse im Maul spielen eine Rolle.
Besonders kritisch ist bei FORL der Typ II. Von außen betrachtet können Zähne blendend weiß und gut erhalten aussehen. Keinerlei Entzündungen sind auszumachen und dennoch hat die Mieze starke Schmerzen, weil die Zahnsubstanz abgebaut wird, der Nerv aber erhalten bleibt. Eine bloße Begutachtung von außen ist vor allem bei Typ II absolut nicht ausreichend.
Gibt es typische Symptome bei FORL?
Da Katzen es leider meisterhaft verstehen, Schmerzen zu verbergen, muss man als Mensch schon sehr genau hinsehen, weil die Anzeichen oft nicht eindeutig sind. Katzen miauen bei Schmerzen nicht unbedingt, das macht es für uns umso schwerer, frühzeitig Probleme zu erkennen und zu handeln.
Wenn Du ein oder mehrere dieser Anzeichen beobachtest, stelle Dein Tier bitte unbedingt dem Tierarzt vor.
Wie kann der Tierarzt FORL sicher diagnostizieren?
Als Erstes kommt der Blick ins Mäulchen. Gibt es Anzeichen für Zahnfleischentzündungen? Wunde Stellen? Zahnbeläge? Riecht die Katze aus dem Maul? Mit einer Sonde kann der Veterinär vorsichtig Schmerzreaktionen an den Zähnen testen. Das alles gibt erste Aufschlüsse. Aber wirklich sichere Erkenntnisse liefert nur ein digitales Dentalröntgen. Nur im Bild kann sich der Arzt einen Überblick verschaffen, ob von außen blendend weiße Beißer von innen nicht doch schon völlig zerbröselt sind. Dann kommt oft die unschöne Wahrheit ans Licht – viel mehr Zähne als man zuerst ahnen konnte, sind befallen. Durch das Röntgen lässt sich gut erkennen, wie weit die Zerstörung fortgeschritten ist und welche Zähne befallen sind.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Für viele Katzenhalter ist es ein Schock, wenn ein junges Tier schon schlechte Zähne hat. Irgendwie bringen wir doch Zahnverlust immer mit Alter in Verbindung. Leider können aber schon recht junge, erwachsene Katzen davon befallen sein – und auch schwer. Das ist absolut kein Grund, ein Tier einzuschläfern.
Wenn das Dentalröntgen eindeutig die Diagnose FORL ergeben hat, bleibt dem Tierarzt nur eine Möglichkeit. Weder helfen Medikamente noch Homöopathie. Es bleibt nur, die Zähne zu ziehen, um der Mieze weitere Schmerzen zu ersparen. Das geschieht immer unter einer Vollnarkose und mit mehrfacher Kontrolle durch Röntgen. Denn fatal wäre es, wenn noch Wurzelreste im Kiefer verbleiben würden, die sich entzünden könnten. Wie viele Zähne gezogen werden, entscheidet der Arzt nach dem Zustand der Zähne. Nicht selten müssen alle Beißer entfernt werden. Das klingt schockierend: Kann die Katze denn dann noch fressen? Keine Sorge, sie kann.
Welches Futter dürfen FORL-Katzen fressen?
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Samtpfoten ohne Gebiss sehr gut fressen können – sogar klein geschnittenes rohes Fleisch und Trockenfutter. Da Katzen außerordentlich zäh sind, ist der Eingriff meist nach einem oder zwei Tagen schon gut überstanden und nach einer Woche ist in der Regel auch alles abgeheilt. In den ersten Tagen solltest Du weiches Futter mit viel Flüssigkeit füttern – auch püriertes oder zerdrücktes Katzenfutter wir in der Regel gut akzeptiert. Wenn die Wunden verheilt sind und die Fäden sich aufgelöst haben, kann alles wieder wie gewohnt gefüttert werden.
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Was kostet eine FORL-Behandlung?
Vorab: Eine Behandlung ist leider nicht wirklich preiswert. Denn allein das Dentalröntgen ist aufwendig, weil immer etliche Bilder gemacht werden müssen. Dazu kommen Narkose und Wundbehandlung. Insgesamt kann die ganze Prozedur einige Stunden dauern, weil auch die Entfernung der Wurzeln nicht immer einfach ist. Die Endsumme berechnet sich dann auch danach, wie viele Zähne gezogen werden müssen – hier gibt die Tierärztliche Gebührenordnung (GOT) einen Satz vor. Neben den Schmerzen gibt es noch einen anderen Grund für die Zahnentfernung: Entzündliche Prozesse im Maul, vor allem, wenn Bakterien beteiligt sind, schädigen insgesamt den Organismus, greifen im schlimmsten Fall den Herzmuskel oder die Leber an. Vor allem Katzen mit einem instabilen Immunsystem oder Autoimmunerkrankungen sind dabei besonders gefährdet.
Kann eine Katze ohne Zähne wirklich noch gut leben?
Das ist sicher ein sehr gewöhnungsbedürftiger Gedanke, dass ein Fleischfresser, Beutegreifer, Minitiger wie die Katze ohne Zähne auskommen soll. Zumal wenn das Tier noch jung ist, schockiert viele Katzenhalter dieser Gedanke. Aber Katzen sind enorm anpassungsfähig und kommen mit allen Arten von „Behinderungen“ viel besser klar, als wir Menschen meinen. Ein Leben ohne Zähne ist für eine Katze, die ihre Beute nicht mehr jagen muss, sondern vom Menschen gefüttert wird, kein Problem. Schmerzfrei zu leben ist dafür ein großer Gewinn.
Fazit
Beobachte Deine Katze gut und achte auch auf minimale Symptome, die beim Fressen auf Schmerzen deuten könnten. Wenn Du Dir unsicher bist, dann stelle Deine Katze dem Tierarzt vor. Nur er kann mit dem Dentalröntgen die richtige Diagnose stellen. Keine Angst vor der Zahnbehandlung: Deine Katze wird es Dir mit Gesundheit danken.
Persönliche Anmerkung der Autorin: Von meinen fünf Katzen sind mittlerweile drei völlig zahnlos, obwohl sie erst drei und vier Jahre alt sind. Alle haben den Eingriff komplikationslos überstanden und waren nach wenigen Tagen fitter als vorher. Alle drei fressen wie jede andere Katze auch und haben nach der Operation eher an Gewicht zugelegt. Nur Mut, Du hilfst Deiner Katze, schmerzfrei zu leben.