Pferdeparadies? Artgerechte Haltung im Paddock Trail
Ein Paddock Trail ist eine moderne und tierfreundliche Haltungsform für Pferde, die den Tieren viel Bewegung, Beschäftigung und Sozialkontakte ermöglicht. Anders als in traditionellen Boxen oder Offenställen, bietet der Paddock Trail durch einen um die Weidefläche geführten Pfad mit verschiedenen Untergründen und zahlreichen Haltepunkten wie Futterstellen, Tränken und Ruheplätzen vielfältige Bewegungsanreize. Diese Haltungsform ahmt das natürliche Verhalten von Pferden nach, fördert die Gesundheit der Hufe und beugt Verhaltensstörungen vor. Der Paddock Trail ist eine Antwort auf die Bedürfnisse von Pferden nach Bewegung und Gesellschaft und stellt eine innovative Lösung dar, um Zivilisationskrankheiten zu vermeiden. Ideal für Pferdebesitzer, die ihre Tiere noch artgerechter halten möchten.
Aktivstall, Offenstall und Laufstall sollen dem natürlichen Bewegungsbedürfnis des Pferdes möglichst nahe kommen. Doch oft fehlen die Bewegungsanreize. Die Folge: Herumstehen statt Herumlaufen. Das Haltungskonzept Paddock Trail soll Abhilfe schaffen. Und Pferde mit Bewegung, Beschäftigung und Sozialkontakten glücklich machen und gesund erhalten.
Paddock Trail und Paddock Paradise – Offenstall 2.0
Die immer noch weit verbreitete Boxenhaltung gerät langsam aus der Mode. Dass Pferde reichlich Bewegung, Beschäftigung und Sozialkontakte zu Artgenossen brauchen, um glücklich und gesund zu leben hat sich langsam herumgesprochen. Und auch wenn die Haltung in der Box aus Menschensicht einige Vorteile mit sich bringt (das Pferd ist jederzeit verfügbar, blitzsauber und schnell reitfertig gemacht), kommen immer mehr Vierbeiner in den Genuss einer tierfreundlicheren Haltung mit viel Auslauf, Weidegang und Kontakt zu anderen Pferdekumpels. Doch trotz der verbesserten Haltungsbedingungen – vor nicht all zu langer Zeit mussten viele Pferde hierzulande noch ein weitgehend unbewegtes Dasein in Ständerhaltung fristen – haben auch die neuen Haltungskonzepte ihre Grenzen. Zwar bietet ein Offenstall ausreichend soziale Kontakte und frische Luft, dennoch stehen viele Pferde sich auch hier die Beine in den Bauch. Der Grund: es fehlen die Bewegungsanreize. Wenn Pferd sich für Heu, Wasser und Artgenossen kaum vom Fleck bewegen muss, dann tut es das auch nicht – wer Herden in Offenstallhaltung beobachtet hat, kann dies bestätigen. Die Lösung heißt Paddocktrail oder Paddock Paradise (so nennt sich das Konzept in den USA). Eine Haltungsform, mit der das Offenstallkonzept weiterentwickelt wurde – Offenstall 2.0, quasi.
Paddock Paradise – Wer hat’s erfunden?
Das Konzept für den Paddock Trail kommt aus den USA. Dort beobachtete der Hufschmied Jamie Jackson über mehrere Jahre Pferde in freier Wildbahn. Dabei stellte er fest, dass die Tiere sich auf festen Pfaden viele Kilometer durch die Natur bewegten, um ihren Bedürfnissen nachzugehen: Fressen, Ruhen, Trinken, geschützte Schattenplätze oder Ausgucke finden. Die beobachteten Pferde zeigten eine sehr gute Hufgesundheit. Was Jamie Jackson auf die unterschiedliche Beschaffenheit der Böden zurückführte, welche die Pferde bei ihren Wanderungen beschritten.
Seine Beobachtungen bei den Wildpferden setzte er dann in ein Haltungskonzept um: Paddock Paradise, bei uns Paddock Trail, war geboren. Um den Begriff „Paddock Paradise“ ist enzwischen allerdings leider ein markenrechtlicher Streit entbrannt. Daher hat sich mittlerweile Paddock Trail als Begriff in unseren Breitengraden durchgesetzt.
Paddock Trail – Was ist das?
Man nehme also eine Weide und trenne ringsherum einen drei bis sechs Meter breiten Pfad ab. Dies ist der sogenannte „Track“. Er führt kreisförmig um die Weide herum. Durch verschiedene Zugänge können die Pferde die Weide in der Mitte erreichen, an diesen Stellen ist der trennende Zaun zur Fläche hin also offen. Der Pfad selbst wird mit möglichst verschiedenen Untergründen versehen. Denn je unterschiedlicher die Böden sind, die das Pferd beschreitet, desto robuster wird das Hufhorn, das Nervensystem und die Muskulatur erhalten verschiedene Anreize, so wird der Bewegungsapparat trainiert und das Verletzungsrisiko minimiert.
Natürliche Steigungen oder Gefälle im Gelände des Paddocktrails sind optimal: Bergauf- und Bergablaufen trainiert die Muskulatur und sorgt für Abwechslung. Doch wie werden die Bewegungsanreize im Paddock Trail überhaupt geschaffen? Grundlos ihre Runden drehen werden schließlich nur die wenigsten Pferde. Deswegen besteht ein Paddock Paradise auch immer aus verschiedenen Haltepunkten.
Stationen im Paddock Trail – Ideen für Bewegung und Beschäftigung
Die Bewegungsanreize werden durch sogenannte Haltepunkte geschaffen. Dies sind Stationen im Paddock Trail, welche das Pferd aufsucht, um seinen natürlichen Bedürfnissen nachzugehen: Heu knabbern am Netz, danach auf ein Nickerchen im Unterstand am anderen Ende des Bewegungsstalls, Trinken an der Wasserstelle und anschließend ein paar Halme in der Mitte zupfen? Dafür muss das Pferd im Paddock Trail schon einige Meter zurücklegen. Die Haltepunkte sind also Stationen auf dem eingezäunten Gelände, die einen unterschiedlichen Zweck haben. Und das Pferd motivieren, sie, sich fortbewegend, aufzusuchen.
Wie an diesen Punkten zu sehen ist, gibt es also im Paddock Paradise jede Menge gute Gründe fürs Pferd, sich zu bewegen! Der Kreativität bei der Gestaltung der Fress-, Spiel- und Ruheplätze sind kaum Grenzen gesetzt – vorausgesetzt natürlich, es steht eine Fläche zur Verfügung, die mit ihrer Größe ein entsprechendes Konzept zulässt. Dabei barucht es kein riesiges Areal, um das Konzept umzusetzen: Sind die Rundwege breit genug, lässt sich auch ein normaler Offenstall oder eine Weide in ein Paddockparadies umwandeln – oder auch in eine Kombination aus Koppel und Wanderwegen mit unterschiedlichen Stationen für Pferde.
Fütterung im Paddock Trail
Ein Nachteil des Paddock Trail gegenüber der klassischen Boxenhaltung ist, wie bei anderen Arten der artgerechten Herdenhaltung auch, die kompliziertere Fütterung. Diese ist mit mehr Aufwand verbunden, wenn Du allen unterschiedlichen Ansprüchen der Pferde in Bezug auf die Fütterung gerecht werden möchtest.
Futterautomaten können Abhilfe schaffen, wenn Du die Pferde zur Fütterung von Kraftfutter nicht einzeln aus dem Offenstall holen möchtest. Um die Fressdauer zu erhöhen, sollte Heu aus engmaschigen Netzen gereicht werden. In der Regel steht im Paddock Trail rund um die Uhr Raufutter zur Verfügung. In Ergänzung sollte jedes Pferd täglich Mineralfutter erhalten. Die Josera Kraut & Rüben Mineralcobs eignen sich sehr gut, da sie wie ein Leckerli direkt aus der Hand gefüttert werden können und den Vierbeiner mit allen wichtigen Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen versorgt. Zusätzlich sind sie getreidefrei und zuckerreduziert.
Salzlecksteine und Minerallecksteine an unterschiedlichen Stationen des Paddock Paradise sorgen dafür, dass das Pferd sich bei Bedarf mit wichtigen Nährstoffen eindecken kann. Im Idealfall besteht eine Herde im Paddocktrail aus Pferden mit etwa ähnlichen Ansprüchen an die Fütterung, dann ist das Management weniger aufwändig als das eine Herde mit beispielsweise extrem leichtfuttriger und schwerfuttriger Tiere.
Paddock Trail bauen – Tipps und Tricks
Neben des Buchs des Erfinders des Paddock Paradise von Jamie Jackson findet sich im Handel mittlerweile reichlich Lektüre, die sich intensiv mit dem Bau und Ideen rund um den Paddock Trail beschäftigt. Auch im Netz häufen sich Ideen und Anregungen von der wachsenden Community der begeisterten Anhänger der noch relativ neuen Haltungsform.
nzipiell gelten also für den Paddock Trail genau die gleichen Regeln wie in allen anderen Konzepten der Herdenhaltung auch. Das „Paddock Paradies“ bietet jedoch im Gegensatz zur herkömmlichen Paddock- oder Offenstall-Haltung den klaren Vorteil der vielfältigen Bewegungsanreize. Und ist damit eine geniale Lösung für artgerechte Pferdehaltung 2.0!
FAZIT
Paddock Trail ist eine Weiterentwicklung des Aktiv- oder Offenstallkonzepts. Er besteht aus einer oder mehreren Flächen, die von einem Rundgang aus Pfaden umschlossen wird. Der Paddock Trail bietet mit verschienden Stationen an unterschiedlichen Orten zahlreiche Bewegungsanreize: Futterplätze, Schlafstätten, Wasserstellen, Spielorte, Hügel, Senken und Kletterstellen bieten dem Pferd jede Menge Beschäftigung. Unterschiedliche Bodenbeschaffenheit sorgt für gesunde Hufe. Insgesamt ist diese artgerechte Haltungsform ideal für die Gesundheit des Pferdes und trifft seine Bedürfnisse nach Bewegung, Beschäftigung und Sozialkontakten optimal, da sie dem natürlichen Verhalten – der Wanderbewegung auf Pfaden im Herdenverband – sehr nahe kommt. Die Haltung im Paddock Trail kann Zivilisationskrankheiten des Pferdes wie Problemen des Bewegunsapparates, Atewegsbeschwerden und Verhaltensstörungen vorbeugen und ermöglicht maximale Flexibilität auch auf kleineren Flächen, wenn die Herdengröße dem Platzangebot angepasst ist.