Für Herrchen und Frauchen ist es ein großer Schock, wenn der vierbeinige Liebling das erste Mal zu krampfen beginnt. Sie fühlen sich hilflos, wissen nicht, was los ist und was sie tun sollen. Das Tier ist während eines Anfalls weggetreten und nicht ansprechbar – manchmal für Sekunden und Minuten, manchmal auch länger. Epilepsie beim Hund ist eine ernste Erkrankung. Doch es gibt Unterschiede in ihrem Ausmaß sowie verschiedene Ursachen und damit verbunden unterschiedliche Behandlungen. Wir möchten Ihnen mit diesem Ratgeber in Ihrer Hilflosigkeit zur Seite stehen. Erfahren Sie, welche Auslöser und Therapien es für die epileptischen Anfälle beim Hund gibt. Lesen Sie, was Sie während eines Anfalls tun können und wie die Prognose bei dieser Hundekrankheit aussieht.


Was bedeutet es, wenn der Hund Epilepsie hat?

Auch wenn sie sich in seinem Inneren, genauer gesagt in seinem Gehirn abspielt, können Sie die Erkrankung bei Ihrem vierbeinigen Liebling äußerlich wahrnehmen. Hat er einen Krampfanfall, kann dieser mild (fokal) ausfallen und sich nur durch beispielsweise ein Zucken der Maulwinkel oder Schnappen nach nicht vorhandenen Fliegen zeigen. Diese Form eines epileptischen Anfalls lässt sich leicht mit einer Verhaltensänderung verwechseln.

Epilepsie beim Hund kann sich allerdings auch schwerwiegend äußern, sodass das Tier starke Krämpfe hat und auf den Boden fällt. Veterinärer sprechen dann von einem generalisierten Anfall oder vom Status Epilepticus. Dies ist eine Notfallsituation und Sie sollten direkt den Tierarzt kontaktieren.

Verursacht wird der epileptische Anfall beim Hund durch eine übermäßige elektrische Aktivität im Gehirn. Deswegen spricht man auch vom Gewitter im Gehirn. Das kann ein paar Sekunden dauern, es kann sich aber auch über mehrere Minuten und sogar Stunden hinziehen.

„Epilepsie“ heißt übersetzt „wiederholte Anfälle“. Hat Ihre Fellnase diese Krankheit? Dann bedeutet das, dass die Krampfanfälle immer wieder auftreten können.

 


Was kann einen epileptischen Anfall beim Hund auslösen?

Es kann unterschiedliche Ursachen haben, wenn Epilepsie bei Hunden auftritt. Zum einen kann die Krankheit vererbt werden oder auf einen genetischen Defekt zurückzuführen sein. Zum anderen können bestimmte Erkrankungen wie an der Leber oder ein Tumor epileptische Anfälle bei den Tieren verursachen. Aufgrund dessen unterscheidet man zwei unterschiedliche Arten.

Die verschiedenen Arten der Epilepsie beim Hund

1. Idiopathisch oder primär

Das ist die häufigste Form dieser Erkrankung bei den Vierbeinern. Sie ist in der Genetik der betroffenen Tiere begründet und ist daher angeboren. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass der Tierarzt keine eindeutige Ursache für die Krampfanfälle der Hunde finden kann. Ist ein Tier an der idiopathischen Epilepsie erkrankt, wirkt er ansonsten vollkommen gesund. Zwischen den Anfällen scheint alles in Ordnung zu sein. Es ist somit nicht zu erkennen, dass der Hund Epilepsie hat. Um eine Diagnose stellen und eine Therapie vorschlagen zu können, benötigt der Tierarzt genaue Beschreibungen der Krampfanfälle. Außerdem wird er einige Tests durchführen, um eine symptomatische Epilepsie bei diesem Hund auszuschließen. Den ersten Anfall haben die meisten Patienten zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr. Vertreter jeder Rasse können grundsätzlich betroffen sein. Allerdings tritt die idiopathische Epilepsie bei bestimmten Hunderassen häufiger auf. Zu ihnen gehören:

  • Labrador und Golden Retriever
  • Magyar Vizsla
  • Deutscher Schäferhund
  • Boxer
  • Pudel
  • Berner Sennenhund
  • Beagle
  • Dackel.

2. Symptomatisch oder sekundär

Bei dieser Form der Krankheit ist eine andere Erkrankung Ursache für die Anfälle. Mit verschiedenen Tests prüft der Tierarzt, was die symptomatische Epilepsie beim Hund auslöst. Ursachen dafür können diese sein:


Ein Berner Sennenhund und ein Goldenretriever liegen nebeneinander auf dem Boden.
Bei bestimmten Hunderassen wie dem Berner Sennenhund und Golden Retriever kann die primäre Epilepsie vererbt und damit angeboren sein.

Woran erkennen Sie, dass Ihr Vierbeiner Epilepsie hat?

Ein Anfall kündigt sich nicht an, kommt meistens überraschend – vor allem beim ersten Mal. Das Tier versteift sich von einer Sekunde auf die nächste und fällt mit ausgestreckten Beinen um. Sie können somit im Vorfeld nicht wissen, ob Epilepsie bei Ihrem Hund vorliegt. Wie bei anderen Erkrankungen auch tritt sie leider einfach auf. Ein plötzlicher Krampfanfall kann natürlich sehr erschreckend sein. Besonders dann, wenn er heftig ist und lange andauert. Wenn Sie bereits wissen, dass Epilepsie bei Ihrem Hund vorliegt, können Sie auf einige Anzeichen der Krankheit achten. Sie helfen Ihnen, sich auf einen möglichen Krampfanfall Ihres Hundes einzustellen.

In den meisten Fällt lassen sich folgende Anzeichen in verschiedenen Phasen erkennen:

  1. Der Hund verändert sein Verhalten kurz vorher. Typisch sind Unruhe, Angstverhalten und vermehrtes Suchen nach Nähe zu Herrchen oder Frauchen.
  2. Das Tier wird noch unruhiger, bellt und jault. Zudem kann es sein, dass es erbricht oder unkontrolliert uriniert.
  3. Der epileptische Anfall beginnt mit krampfhaften, unkontrollierten und nicht kontrollierbaren Bewegungen. In den meisten Fällen fällt der Hund um und liegt auf der Seite. Er ist nicht ansprechbar und nicht bei Bewusstsein. Vermehrte Speichelproduktion und ein Abgang von Kot sind weitere mögliche Symptome eines epileptischen Anfalls des Hundes.
  4. Anschließend verhält sich das Tier weiterhin unnormal: es ist orientierungslos, sehr durstig und hungrig.

Nicht jedes Mal sind die einzelnen Phasen für Sie klar erkennbar. Von ihnen zu wissen, kann es Ihnen aber leichter machen, bei einem Epilepsie-Krampfanfall Ihrem Hund zur Seite zu stehen. Des Weiteren äußert es sich bei jedem betroffenen Tier unterschiedlich. Es kann daher vorkommen, dass sich Ihr Hund während eines epileptischen Anfalls oder danach für ihn untypisch verhält und zum Beispiel aggressiv wird. Dieser Fall kommt zwar selten vor, dennoch sollten Sie sich dessen bewusst sein.

TIPP Tritt Epilepsie bei Ihrem Hund auf, sollten Sie möglichst ruhig blieben. Das ist wichtig, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Grundsätzlich gilt: je länger ein Krampfanfall beim Hund andauert, desto schneller sollten Sie mit ihm zum Tierarzt fahren.

 
 


Was können Sie tun, wenn Ihr Hund einen Krampfanfall hat?

Sie bemerken, dass Ihr vierbeiniger Freund einen Epilepsie-Anfall hat oder einer kurz bevorsteht. Dann bleiben Sie beim ihm und bewahren Sie Ruhe. Machen Sie außerdem folgendes:

  • Entfernen Sie Gegenstände aus seiner Nähe, an denen sich Ihr Hund während des epileptischen Anfalls verletzen könnte.
  • Sichern Sie Stufen und Treppen, wenn der Anfall in deren Umgebung beginnt.
  • Verdunkeln Sie den Raum, in dem sich das Tier befindet.
  • Halten Sie Geräusche von ihm fern, z. B. durch den Fernseher, das Radio oder Straßenlärm.
  • Leben kleine Kinder in Ihrer Familie, sollten sich diese in einem anderem Raum aufhalten.
  • Achten Sie auf die Dauer des epileptischen Anfalls. Das ist wichtig, um dem Tierarzt davon zu berichten. So kann dieser besser abschätzen, welche Medikamente gegen die Epilepsie bei Ihrem Hund notwendig sind.
  • Halten Sie nach Möglichkeit den Krampfanfall mit einer Kamera fest. Die Aufnahme kann dem Tierarzt genau zeigen, wie dieser abgelaufen ist. Das hilft bei der Diagnose und Therapie.
  • Weichen Sie auch nach dem Anfall nicht von der Seite Ihres Hundes. Viele Tiere sind anschließend desorientiert und unkoordiniert. Es ist daher wahrscheinlich, dass er weiterhin Ihre Nähe und Unterstützung braucht.

TIPP Ist Ihr Hund an Epilepsie erkrankt, empfiehlt sich ein Tagebuch für die Krankheit zu führen. In dieses können Sie eintragen, wann, wie oft und wie lange die Anfälle auftreten. Das ist eine Hilfe für die Auswahl der passenden Therapie. Außerdem dient es dazu, die Erfolge der Behandlungsmaßnahmen zu prüfen.


Therapie: Was hilft bei Epilepsie?

Eine passende Therapie richtet sich danach, an welcher Form der Epilepsie Ihr Hund leidet. Ist sie die Folge einer Krankheit, wird diese therapiert. Normalerweise verschwinden die Anfälle, wenn die primäre Erkrankung erfolgreich behandelt worden ist.
Handelt es sich um die primäre bzw. idiopathische Form? Dann erhält Ihr vierbeiniger Freund spezielle Medikamente, sogenannte Antiepileptika. Es kann auch vorkommen, dass der Tierarzt gegen die Epilepsie bei Ihrem Hund eine bestimmte Ernährung empfiehlt. Grundsätzlich ist für kranke ebenso wie für gesunde Tiere ein hochwertiges sinnvoll. Dieses sollte auf eine artgerechte Ernährung abgestimmt sein und die Fellnase mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Ob aufgrund der Epilepsie Ihr Hund einer speziellen Ernährung ohne beispielsweise bestimmte Eiweiß- oder Kohlenhydratlieferanten bedarf, sagt Ihnen der Tierarzt.


Prognose: Ist Epilepsie bei Hunden heilbar?

Die Krankheit ist gut behandelbar, zwar nicht heilbar, aber in den meisten Fällen nicht tödlich. Trotzdem ist ein heftiger Krampfanfall eine lebensgefährliche Situation für den Hund. Dauert er sehr lange an, können Schädigungen am Gehirn zurückbleiben. Das ist allerdings selten und meistens der Fall, wenn ein Anfall über zehn Minuten andauert oder sich die Krampfanfälle in kurzen Abständen wiederholen.

Um die primäre Epilepsie beim Hund erfolgreich behandeln zu können, sind genaue Angaben über die Anfälle erforderlich. Ein enger Austausch des behandelnden Tierarztes mit Herrchen und Frauchen ist deshalb extrem wichtig. Außerdem sollten die Besuche beim Veterinär regelmäßig erfolgen, damit er den Erfolg der Therapie kontrollieren und sie bei Bedarf anpassen kann. Die meisten Hunde mit chronischer Epilepsie müssen ihr weiteres Leben lang Medikamente nehmen. Mit ihrer Hilfe werden die epileptischen Anfälle weniger oder können sogar komplett verschwinden. Es kann jedoch passieren, dass sie wieder auftreten. Spricht der vierbeinige Patient auf die Therapie gut an, unterscheidet sich seine Lebenserwartung nicht von der gesunder Artgenossen.

Ein brauner Boxer schaut hechelnd nach oben.
Bei erfolgreicher Therapie kann ein Hund mit Epilepsie ein weitegehend normales Leben führen – mit ähnlicher Lebenserwartung wie seine Artgenossen.

Liegt eine sekundäre Epilepsie bei Ihrem Hund vor? Dann sind die Anfälle heilbar. Sie werden von einer anderen Erkrankung ausgelöst. Das heißt sie hören im Normalfall dann auf, wenn der Hund von dieser geheilt ist.