Hunde scheren oder trimmen: Das haarige Problem
Wer sich einen Hund holt, nimmt auch eine haarige Sache in Kauf: die mehr oder wenige aufwändige Fellpflege. Hunde haaren von Natur aus und müssen regelmäßig gebürstet werden. Rassen, die nur wenig oder keine Haare verlieren, wie etwa Pudel oder diverse Terrier-Arten muss man meistens trimmen oder scheren. Doch willkürlich darf die Hundepflege nicht sein – es gibt Rassen, denen der Kontakt mit einer Hundeschere nicht guttut, weil das ihre Fellstruktur nachhaltig verändert. Wer seinem Vierbeiner kein Haar krümmen möchte, erfährt in unserem Beitrag Wissenswertes über Hundefell.
Welche Hunde brauchen eine Schur?
Die Unterwollhunde: Der Urtyp mit Fellwechsel
Viele Hunderassen wechseln – also verlieren – sowohl das Deckhaar als auch die Unterwolle. Beide Haartypen leben etwa 10 bis 16 Wochen, bis die Nervenenden an den Haarwurzeln absterben. Die nicht mehr versorgten Haare werden von der Haut abgestoßen und fallen aus. Dieser Felltyp ist der Ursprünglichste und auch beim Wolf zu finden. Die Unterwollhunde sollten nicht geschoren oder getrimmt werden. Durch Scheren wird das Deckhaar im Laufe der Zeit immer dünner und die Unterwolle immer dicker, weil der Hundekörper die Verluste ausgleichen will. Das kann zu Problemen mit Parasiten oder groben Verfilzungen führen. Zu den Rassen, deren Fell einem normalen Lebenszyklus unterliegt, gehören unter anderem nordische Rassen wie Samojede, Alaskan Malamut und Huskys, alle Retriever und Schäferhunde, Australian Shepherd, Berner Senner, Neufundländer, Lang- und Kurzhaardackel, Hovawarth, Collies, Boston Terrier, Bulldoggen oder Leonberger.
Trimmhunde: Wenn die Unterwolle nicht ausfällt
Manche Hunderassen besitzen zwar ebenfalls Deckhaar und Unterwolle, das tote Fellhaar fällt aber nicht aus. Beide Haartypen leben etwa 8 bis 12 Wochen, das abgestorbene Deckhaar bleibt jedoch in der Haut stecken und verhindert ein Nachwachsen neuer Deckhaare. Diese Hunde sollte man trimmen, also per Hand oder mit einem Trimmwerkzeug auszupfen. Eine Schur dieser Rassen wird nicht empfohlen, weil sie die dreischichtige Haarstruktur (zwei Deckhaarschichten und eine Unterwollschicht) zerstört und das Haarwechsel unterbricht. Es wächst kein neues Haar nach, stattdessen wird das starke, farbige Fell durch ein dünnes, graues, einschichtiges Fell ersetzt. Zu diesem Trimm-Felltyp gehören unter anderem alle Spaniel, Setter und Schnauzer, Rauhaardackel, die meisten Terrier, Brüsseler und Belgischer Griffon und auch harthaarige Mischlingshunde.
Schurhunde: Wenn die Haare immer wachsen
Viele Hunde, die wenig oder gar nicht haaren, haben ein Fell, das ständig nachwächst. Sowohl die Deckhaare als auch die Unterwolle sind weich, müssen aber regelmäßig gekürzt und in Form gebracht werden. Oft ist auch gar keine Unterwolle vorhanden. Die weiche Fellstruktur neigt leicht zum Verfilzen, deswegen ist auch hier regelmäßiges Bürsten angesagt. Diesen Felltyp haben unter anderem Pudel, Malteser, Yorkshire und Irish Soft Coated Wheaten Terrier, Coton de Tulèar, Bologneser, Löwchen oder Kerry Blue. Auch Shih Tzu, Havaneser, Lhasa Apso und Tibet Terrier gehören in diese Gruppe, diese Rassen sollte man aber eher bürsten und kämmen statt gleich zu einer Schere, Effilierschere oder Schermaschine zu greifen. Ist die Schur zu kurz, kann bei diesen langhaarigen Rassen die Unterwolle Überhand nehmen und das schützende Deckhaar geht verloren.
„Es gibt nur ein Fell, was geschoren werden darf. Das ist das einschichtige Fell – also ohne Unterwolle – das nicht haart“, sagt Franziska Knabenreich, eine Hundefriseurin, die aus der VOX-Serie „hundkatzemaus“ bekannt ist und in Eltville ihren Hundesalon „feingemacht“ betreibt. „Alles andere, was mehr als eine Fellschicht hat – zwei oder drei – darf man auf keinen Fall abscheren. Niemals. Man kann das Fell kürzen, das auf jeden Fall, wichtig ist aber, dass die Unterwolle und der Filz, wenn vorhanden, entfernt werden. Dann kann – und soll – der Hund sein Haarkleid behalten. Das Abscheren bringt dem Hund keine Abhilfe bei hohen Temperaturen, die Unterwolle bleibt in der Haut stecken, nur dass sie kürzer wird.“
Sommerfrisur beim Hund: Sinnvoll oder schädlich?
Schwitzen Hunde nicht im Sommer?
Wer sich Sorgen macht, dass sein Hund bei heißen Temperaturen unter seinem dicken Fell ordentlich schwitzt oder gar unter einem Hitzestau leidet, kann sich beruhigt zurücklehnen. Der Hund besitzt fast keine Schweißdrüsen am Körper, außer an den Sohlen der Pfoten. Die Regulation der Körpertemperatur erfolgt größtenteils über das Hecheln: Feuchtigkeit verdunstet auf diese Weise im Maul und Nasenbereich, was einen ähnlichen Effekt hat, wie das Schwitzen beim Menschen. Ein Sommerbad im Hundepool und ein schattiges Plätzchen bringen auch Abkühlung.
Hund selbst scheren oder im Hundesalon?
Bürsten statt Scheren
Eine artgerechte Fellpflege bei Deinem Hund umfasst vor allem regelmäßiges Bürsten: Eine Bürste sollte zur Grundausstattung eines jeden Hundehaushaltes gehören, noch lange bevor Du ans Hundescheren denkst. Je nach Rasse solltest Du Deinen Vierbeiner mindestens einmal pro Woche bürsten, beim Fellwechsel und stark haarenden Tieren am besten täglich. Das Bürsten entfernt abgestorbene Unterwolle, regt die Durchblutung an und lässt Luft an die Haut und zwischen die Haare kommen. Weitere Infos zum Thema Fellwechsel beim Hund findest Du in unserem Ratgeber.
Gesundes Fell
Selbst der hippste Hundehaarschnitt kann nicht über struppiges, mattes oder schuppiges Fell hinwegtäuschen. Für eine gesunde Haarpracht sorgt beim Hund hochwertige, naturbelassene Ernährung, die ihn mit allen nötigen Mikronährstoffen versorgt. Achte beim Speisenplan Deines Vierbeines auf eine ausgewogene Zusammensetzung. Gerade Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren – in einem optimalen Verhältnis zueinander – sorgen für kräftiges, gesundes Fell.
Fazit
Hunderassen mit weichem, stets nachwachsendem Fell kommen ums Scheren nicht herum. Alle anderen sollten lieber nicht in Berührung mit einem Hunderasierer kommen, weil das Scheren die Haarstruktur verändert und zu Komplikationen führen kann. Bevor Du über eine Schermaschine für Hunde nachdenkst, solltest Du Dich gut über die Fellbeschaffung Deines Lieblings informieren. In den meisten Fällen reicht die alte gute Bürste oder aber ein Trimmer. Unabhängig vom Felltyp ist die „Fellpflege von innen“ entscheidend: artegerechte, naturbelassende Hundenahrung.