Entspannte Spaziergänge mit Deinem Hund sind unmöglich, weil dieser permanent an der Leine zieht? Dieses Verhalten kann nicht nur Dir den Spaß am gemeinsamen Spaziergang vermiesen, sondern auch gesundheitliche Folgen für Deinen Vierbeiner haben. Damit die Gassirunde nicht zu einem dauernden Kampf wird, ist es wichtig, dass Dein Hund lernt, ordentlich an der Leine zu laufen. Wie Du mit Deiner Fellnase Schritt für Schritt die Leinenführigkeit trainierst, erfährst Du in diesem Artikel.


Warum zieht Dein Hund an der Leine?

Dass der Hund an der Leine zieht ist ein häufiges Problem von Hundehaltern. Für unsere Vierbeiner ist es kein natürliches Verhalten, brav "bei Fuß" zu laufen. Als soziale Tiere benötigen Sie Bewegungsfreiheit, um sich in ihrem Revier zu orientieren. Sie wollen schnüffeln, Duftmarken setzen, toben und spielen. Das Konzept des Laufens an der Leine musst Du Deinem Vierbeiner deshalb erst beibringen.

Oft ist unsere Einstellung als Hundehalter schuld daran, dass der Spaziergang an der Leine zur Qual wird. Deine innere Einstellung zur Leine und den Spaziergängen kann einen riesigen Unterschied machen. Wenn Du die Gassirunde als Pflicht ansiehst und diese nur mit wenig Spaß absolvierst, wird Dein Vierbeiner dies merken. Die fehlende Interaktion zwischen Euch beiden sorgt dann zusätzlich dafür, dass der Hund "sein eigenes Ding macht" und Dich an der Leine durch die Gegend zerrt.

TIPP! Für Deinen Hund sind die gemeinsamen Gassirunden das Highlight des Tages. Nutze diese Gelegenheit, um die Bindung zwischen Dir und Deinem Hund zu stärken. Wenn Ihr unterwegs gemeinsam Spaß habt, wird Deine Fellnase sich mehr an Dir orientieren und auch die Sache mit der Leinenführigkeit wird davon massiv profitieren.

Lasse Dich nicht in die Position der "Spaßbremse" bringen, die man einfach von einer Ecke zur nächsten zieht. Schenke Deinem Vierbeiner Deine volle Aufmerksamkeit, nehme auf seine Bedürfnisse Rücksicht, schaffe aber gleichzeitig auch strukturierte Spaziergänge.

 


Würgehalsband, Halti & Co. - Welche Erziehungsmittel sind sinnvoll?

Machee nicht den Fehler, eine Abkürzung zum Training zu suchen. Viele Hilfsmittel, die auf dem Markt erhältlich sind, schaden eher als dass sie langfristig helfen. Aus Bequemlichkeit oder Unwissen greifen manche Hundehalter zu folgenden Erziehungshilfen:

  • Stachel- oder Würgehalsbänder: Diese mögen Deinem Hund kurzfristig davon abhalten, an der Leine zu ziehen, weil sie ihm Schmerzen zufügen. Langfristig wird er sich jedoch daran gewöhnen und zu seinem alten Verhalten zurückkehren.
  • Elektroschocker oder Sprüh-Halsbänder: Diese kann man getrost als psychische Folterung ansehen, denn sie bestrafen den Hund für ein unerwünschtes Verhalten, zeigen ihm aber nicht, welches Verhalten gewünscht ist. Dadurch kann es oft zu Fehlverknüpfungen kommen, die ein Aggressionsverhalten auslösen.
  • Halti & Co.: Diese können für den Beginn des Trainings Sinn machen, sollten jedoch nur von erfahrenen Trainern angewandt werden. Bei unsachgemäßer Handhabung kann es zu schlimmen gesundheitlichen Problemen beim Hund kommen, z.B. Haltungsschäden oder Muskelverspannungen.

Wenn Du Wert auf eine gute Beziehung zu Deinem Hund legst, solltest Du etwas Zeit investieren und mit ihm die Leinenführigkeit trainieren. Verabschiede Dich auch von veralteten Trainingsansichten, z.B. dass der Hund immer hinter Dir laufen sollte. Diese sind nicht nur oft unpraktisch, sondern sagen auch nichts über die Leinenführigkeit aus. Wenn Dein Hund mit durchhängender Leine ein paar Schritte vor Dir läuft, ist das absolut kein Problem. Zudem kannst Du so auch seine Körpersprache besser im Blick haben.

Halsband oder Geschirr?

Zieht dein Hund sehr stark an der Leine, kann es zu gesundheitlichen Problemen kommen, wenn er ein Halsband trägt. Bei starkem Ziehen wird ihm die Luft abgeschnürt, wodurch viele Hunde röcheln. Auch Verspannungen im Hals- und Nackenbereich oder ausgerenkte Wirbel und Fehlhaltungen können die Folge sein. In diesem Fall empfiehlt es sich, ein gutsitzendes Geschirr zu nutzen. Hier kann sich Dein Hund weniger verletzten.

Bei großen Hunden solltest Du allerdings beachten, dass diese beim Tragen eines Geschirrs zusätzliche Kraft entwickeln können. Du solltest dennoch in der Lage sein, Deinen Hund zu halten.

liegende Person wird am Strand von Hund an Leine gezogen
Wenn Dein Hund an der Leine zieht ist das oft ein Zeichen, dass eine harmonische Interaktion mit Dir auf dem Spaziergang fehlt.


Erste Schritte für eine gute Leinenführigkeit

Wenn Du erreichen willst, dass Dein Hund an der Leine nicht mehr zieht, ist es zunächst wichtig, dass Du an der Beziehung zu Deinem Vierbeiner arbeitest. Gestalte die Gassirunden für ihn spannender, damit er sich unterwegs besser an Dir orientiert. Hier sind ein paar Ideen:

  • Spaziergänge sind Zeit für Deinen Hund: Lasse Dich möglichst wenig ablenken, z.B. durch Dein Smartphone oder Unterhaltungen mit anderen Menschen. Widme Dich voll und ganz Deiner Fellnase.
  • Strukturiere den Spaziergang: Sorge für Abwechslung und übernehme die Führung, sodass Dein Hund sich mehr an Dir orientiert.
  • Plane verschiedene Stationen ein: Baue unterwegs kleine Gehorsamkeitssübungen, sportliche Herausforderungen, Freilauf und Spiele ein.
  • Spiele, was Deinem Vierbeiner Spaß macht: Woran hat Dein Hund Freude? Lasse ihn toben, veranstalte Suchspiele und gebe ihm die Chance, Dir zu zeigen, was er kann.

Sinn und Zweck des Spaziergangs ist in erster Linie, dass Du die Zeit mit Deinem Hund bewusst genießt und die Bindung zu ihm stärkst. Gemeinsam zu laufen ist eine der besten Möglichkeiten, die Beziehung im Rudel zu festigen. Gemeinsame Erlebnisse schweißen zusammen. 

Die Leine positiv verknüpfen

An der Leine zu laufen ist weder für Dich noch für Deinen Hund angenehm? Dann solltest Du zunächst an Deiner eigenen Einstellung zur Leine arbeiten. Sieh diese nicht als notwendiges Übel, sondern als eine Art, Deinen Vierbeiner an die Hand zu nehmen. Die Leine ist ein wundervoller Stimmungsüberträger. Deine Gedanken und Gefühle kommen direkt bei Deiner Fellnase an. Wenn Du die Leine toll findest, weil Ihr gemeinsam Hand in Hand bzw. Hand in Pfote die Welt erkundet, wird auch Dein Hund diese grundsätzlich als positiv empfinden. 

Möglicherweise hat Dein Vierbeiner ein negatives Gefühl, wenn er an die Leine genommen wird. Wenn Du bereits länger ein Problem mit der Leinenführigkeit hast, wird er mit der Leine wahrscheinlich verknüpfen, dass der Spaß vorbei ist und er nun wieder gewürgt wird und Streß hat. Leine ihn ab sofort auch dann an, wenn Du großartige Dinge mit ihm machst, z.B. bei Streicheleinheiten, Füttern oder Spielen. So lernt er, dass etwas Positives folgt, wenn er an die Leine genommen wird und wird aufmerksamer sein, wenn Du etwas von ihm möchtest. 

Wichtig ist, dass Dein Vierbeiner versteht, dass das Ziehen an der Leine für ihn nicht zum Erfolg führt. Hast Du Dich in der Vergangenheit häufiger von einer Schnüffelstelle zur nächsten ziehen lassen? Oder rastet er komplett aus, wenn er an der Leine anderen Hunden begegnet und Du hast Probleme, ihn zurück zu halten? Dann wird es Zeit, ihm verständlich zu machen, dass es ab sofort nichts mehr bringt, wenn er an der Leine zieht.

zwei Hände befestigen Halsband am Hals eines Hundes
Es lohnt sich, mit Deinem Hund die Leinenführigkeit zu trainieren. Das macht gemeinsame Spaziergänge entspannter.


So lernt Dein Hund Schritt für Schritt, nicht mehr an der Leine zu ziehen

Reduziere das Training zur Leinenführigkeit nicht auf die Hundeschule oder den Hundeplatz. Um Erfolg erzielen zu können solltest Du immer dann üben, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Es ist wichtig, das Training in den Alltag einzubauen, denn Hunde sind nicht dumm. Viele verhalten sich bei der Arbeit in der Hundeschule wie Vorzeigeschüler. Kaum sind sie aber aus dieser Umgebung heraus, wird wieder das alltägliche Verhalten an den Tag gelegt.

Schritt 1 - Die richtige Motivation

Finde heraus, welche Belohnung sich für Deinen Hund am besten eignet. Nicht immer müssen es Leckerlis sein. Manche Hunde finden ein lobendes Wort Ihres Besitzers am besten, andere ihr Lieblingsspielzeug. Wenn Du weißt, was Dein Hund am liebsten mag, kannst Du dies effizient als Belohnung einsetzen.


Wir haben die passende Belohnung für Deinen Vierbeiner


Schritt 2 - Training ohne Ablenkungen

Suche Dir zu Beginn eine Umgebung, in der Dein Hund nicht abgelenkt wird. Am besten startest Du zu Hause oder im eigenen Garten, damit er sich voll und ganz auf Dich konzentrieren kann. Erst wenn es dort gut funktioniert, kannst Du nach und nach mehr Ablenkungen einbauen.

Schritt 3 - Schritt für Schritt

Zeige Deinem Vierbeiner die Belohnung und halte diese dann vor Deiner Brust. Wenn Du die Aufmerksamkeit Deines Hundes hast, gebe ihm das Kommando "bei Fuß" und gehe einige wenige Schritte. Folgt er Dir an der lockeren Leine und schaut Dich an, belohnst Du ihn ausgiebig.

Gehe Anfangs nur wenige Schritte und achte darauf, dass der Hund in der Position läuft, in der Du ihn haben möchtest. Zunächst muss Dein Vierbeiner verstehen, was mit dem Kommando gemeint ist. Dazu sind viele Wiederholungen nötig und Du solltest nur langsam die Strecke ausweiten, die Du gehst.


Was tun, wenn der Hund nicht aufhört, an der Leine zu ziehen?

Am einfachsten ist es, wenn Du bereits mit Deinem Welpen die Leinenführigkeit trainieren kannst. Ist Dein Vierbeiner schon älter oder hat einen ausgeprägten Jagdtrieb, hat sich das Verhalten wahrscheinlich bereits stark gefestigt. Hier kommst Du nur mit viel Geduld und einigen Tricks weiter, um ihm verständlich zu machen, dass das Ziehen an der Leine nicht zum Erfolg führt.

Tipp 1 - Schalte auf stur

Bleibe einfach stehen, sobald sich die Leine spannt und wende Dich von Deinem Hund ab. Schaue in die andere Richtung und ignoriere ihn, bis er aufhört zu ziehen. Dann kannst Du ihn freundlich ansprechen und wenn Du wieder seine Aufmerksamkeit hast, kann es weiter gehen. Aber Achtung: Dabei kann es auch zu einer ungewollten Verhaltenskette des Hundes kommen und er lernt: Leine auf Zug - Stehen bleiben - zurückkommen - weiter gehen, habe das dabei im Blick.

Tipp 2 - Plötzlicher Richtungswechsel

Zieht Dein Vierbeiner in eine Richtung, drehst Du Dich um und gehst in die andere. Idealerweise sprichst Du ihn vorher kurz an, um ihn auf die Richtungsänderung aufmerksam zu machen. Reagiert er nicht, gehst Du trotzdem in die entgegengesetzte Richtung. Lobe ihn, sobald er wieder an lockerer Leine neben Dir läuft.

Tipp 3 - Blockieren

Stelle Dich Deinem Hund in den Weg, wenn er Dich überholen möchte und schicke ihn zurück in seine Position. Bei dieser Übung musst Du sehr aufmerksam sein, um rechtzeitig reagieren zu können. Hierbei setzt  Du die Körpersprache ein, indem Du ihn blockierst und zeigst Deinem Vierbeiner so, welches Verhalten unerwünscht ist. Diese Methode basiert auf Druck und Einschüchterung des Hundes, je sensibler der Hund, desto stärker wird er vermutlich darauf reagieren. Eine Konsequenz kann sein, dass sich die Beziehung zwischen Dir und Deinem Hund verschlechtert. 

Tipp 4 - Geduld und Hartnäckigkeit

Bei Hunden, die bereits länger an der Leine ziehen und damit bislang immer Erfolg hatten, brauchst Du viel Geduld und Ausdauer. Bleibe am Ball, auch wenn Du etwas länger brauchst, bis er es verstanden hat.

Tipp 5 - Erfolgserlebnisse

Achte darauf, dass Du jedes Training mit einem Erfolgserlebnis beendest. So sorgst Du dafür, dass Dein Vierbeiner die Übungen positiv verknüpft und auch beim nächsten Mal mit Freude und hoch motiviert wieder bei der Sache ist.

Wenn sich auch nach mehreren Trainingsphasen immer noch kein Erfolg einstellt, empfehlen wir die Suche nach einem guten Hundetrainer. Dieser kann Dir zeigen, wie Du besser vorankommst und gegebenenfalls individuelle Trainingsmethoden entwickeln, die besser zu Dir und Deinem Vierbeiner passen. Zudem könnte das an der Leine ziehen auch auf ein generel hohes Stresslevel des Hundes hinweisen.

 


Fazit

Es ist ein häufiges Problem von Hundehaltern ist, dass der Hund an der Leine zieht. Ein gutes Training zur Leinenführigkeit ist wichtig und eine Investition fürs Leben. Denn Du musst mehrmals am Tag mit Deinem Hund spazieren gehen und es ist nicht schön, wenn dies zu einem Kraftakt wird. Auch wenn das Training manchmal länger dauert, lohnt es sich, die Zeit zu investieren. Deine Schultern, Arme und vor allem Dein Hund werden es Dir danken. Wir wünschen viel Erfolg beim Training und entspannte Spaziergänge.