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Patellaluxation beim Hund – Symptome, Ursachen & Behandlung
Kniescheibe beim Hund
Die Kniescheibe mit ihrem auf Lateinisch fast schon romantisch klingenden Namen Patella ist ein flacher, plattenförmiger Knochen im Kniegelenk, dem größten Gelenk des Hundes – und aller Säugetiere übrigens. Die Kniescheibe gleitet in einer Rollfurche wie ein Schlitten in seiner Bahn hin und her und ist so geformt, dass sie mit der Kniescheibenrolle möglichst viel Berührung hat. Neben der Patella ist der Oberschenkelknochen (Femur) und das Schienbein (Tibia) am Kniegelenk beteiligt.
Ursachen einer Patellaluxation beim Hund
Eine Kniescheibenverrenkung kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Es gibt eine angeborene – im Fachjargon als kongenitale bezeichnet – also eine durch den Körperbau begünstigte – und eine durch einen Unfall verursachte, also traumatische Patellaluxation.
Während die angeborene Verrenkung hauptsächlich bei jungen Hunden in der Wachstumsphase vorkommt und entweder nur an einem oder an beiden Hinterläufen auftreten kann, geht die traumatische Form meist mit einer weiteren Beschädigung des Kniegelenks einher. Die Tierärzte nennen als Ursachen einer Patellaluxation beim Hund:
- eine genetische Disposition
- Fehlentwicklungen in der Wachstumsphase (zu flache Rollfurche, aus der die Kniescheibe leicht herausrutschen kann; eine zu große oder zu kleine Kniescheibe; Achsenfehlstellung der Hinterbeine)
- starkes Übergewicht
- Wachstumsstörungen durch Ernährungsmangel im ersten Lebensjahr
- natürlicher Verschleiß der Gelenke im Alter
- eine mangelhaft ausgeprägte Muskulatur
- zu schwaches Bindegewebe
- traumatische Ereignisse, wie Unfälle oder Verletzungen
Unterschiedliche Formen von Patellaluxation beim Hund
Die Kniescheibe kann entweder nach innen oder nach außen luxieren. Die Verrenkung nach innen betrifft hauptsächlich Miniatur- und Zwergrassen, wie etwa Boston Terrier, Chihuahua, Foxterrier, Französische Bulldogge, Griffon, King Charles Spaniel, Klein- und Zwergpudel, Pekinese, Papillon, Yorkshire Terrier und viele andere kleine Rassen. Auch bei einigen mittelgroßen Hunden, wie zum Beispiel Appenzeller, Chow Chow oder Shar-Pei treten dieselben Knieprobleme auf.
Die sogenannte mediale Luxation tritt in circa 75 – 80 % der Fälle ein, also drei bis vier Mal so häufig wie die laterale Patellaluxation, also Ausrenkung nach außen. Die letztere trifft meist Hunde mittlerer und größerer Rassen, wie beispielsweise Alaskan Malamute, Boxer, Cocker Spaniel, Float Coated Retriever, Irish Setter, Pudel oder Pyrenäen-Berghund.
Luxationstypen je nach Schweregrad
Eine Kniegelenksverletzung beim Hund kann sich je nach Ausprägung in unterschiedlicher Weise auf seine Mobilität und das körperliche Empfinden auswirken. Tritt die PL beim Hund wiederholt auf oder bleibt unbemerkt, kann sie eine ernsthafte Schädigung des Kniegelenkes bis hin zur schmerzhaften Arthrose hervorrufen. Dieser Prozess geht umso schneller, je höher der Schweregrad der Patellaluxation ist. Die Tierärzte sprechen von vier Luxations-Graden, die die Schwere der Erkrankung beschreiben.
Luxation 1. Grades
Die Kniescheibe luxiert, gleitet aber durch den Muskelzug spontan in die Normalposition zurück. Der Hund zeigt kaum Symptome, humpelt höchstens ein paar Meter. Durch leichten Druck kann die Kniescheibe in Beuge- und Streckbewegung luxiert werden, geht aber bei nachlassendem Druck sofort wieder zurück. Bei einer Patellaluxation 1. Grades ist kein weiterer Eingriff nötig, da die Kniescheibe von selbst wieder in ihre Führungsrinne rutscht. Oftmals wird diese Art der Luxation gar nicht bemerkt.
Luxation 2. Grades
Die Kniescheibe ist des Öfteren nicht in der Rinne und bleibt in ihrer Fehlposition bestehen, gleitet also nicht selbständig zurück. Der Hund hinkt, hat gegebenenfalls starke Schmerzen und entlastet das Bein. Durch aktiven Druck lässt sich die Patella wieder zurückbewegen. Ein Besuch beim Tierarzt ist sinnvoll, um den Fortschritt der Erkrankung verhindern zu können. Die Grenzen zwischen Grad 2 und 3 sind fließend und oft schwer zu unterscheiden.
Luxation 3. Grades
Die Kniescheibe luxiert permanent und kann nur durch starken Druck in die Standardposition zurückverlagert werden. Lässt der Druck jedoch nach, gleitet sie wieder in ihre Fehlstellung. Die Mobilität des Hundes ist stark eingeschränkt. Da hier eine eigenständige Reposition der Patella als unwahrscheinlich gilt, raten viele Tierärzte zu einer Operation. Bei dem Eingriff kann die Festigkeit des Knies erhöht werden, sodass das gesamte Kniegelenk besser zusammenhält und weniger Spielraum zulässt. Alternativ kann auch die Führungsrinne der Kniescheibe vertieft oder der Halt der Kniescheibe in seiner Führungsrinne verbessert werden.
Luxation 4. Grades
Die Kniescheibe verharrt dauerhaft in ihrer Fehlstellung und lässt sich nicht wieder einrenken. In dem Fall ist eine Operation in der Regel unumgänglich und umfasst meist auch noch eine begradigende Korrektur von Unter- und Oberschenkel, damit die Kniescheibe dauerhaft in der Gleitrinne verbleibt. Hierbei ist das Sägen und Zusammenschrauben der Knochen oft nötig. Bei der Luxation des 4. Grades haben viele Hunde allerdings gelernt, mit der luxierten Kniescheibe zu leben und gehen oft recht stabil, während erheblicher Gelenkverscheiß und massive Arthrose voranschreiten.
Symptome einer Kniegelenksverletzung bei Hunden
Eine typische Patellaluxation äußert sich in einem charakteristischen, hüpfenden Gang, bei dem der Hund das betroffene Hinterbein zeitweise oder vollständig entlastet. Je nach Grad der Ausrenkung hält er die Pfote ohne ersichtlichen Grundhalten beim Laufen plötzlich angewinkelt hoch. Bei einer leichten Verrenkung dauert die Gang-Anomalie lediglich ein bis zwei Schritte, sonst läuft der Hund lahmheitsfrei weiter. Eine Kniegelenksverletzung höheren Grades kann sich in einer dauerhaften Lahmheit äußern. Bei der schwersten Ausprägung der Verrenkung läuft der Hund immer mit gebeugtem Kniegelenk, das er aufgrund der verlagerten Kniescheibe nicht mehr strecken kann.
Therapiemöglichkeiten bei Patellaluxation
Die Behandlung einer PL beim Hund hängt stark von der Ausprägung der Knieverletzung ab. Bei einer leichten und einmaligen Patellaluxation kann der Tierarzt die Kniescheibe in der Regel manuell wieder einrenken. Das Gelenk wird zusätzlich stabilisiert, um einer erneuten Dislokation vorzubeugen. Eine dauerhafte oder wiederkehrende Patellaluxation hat oftmals bereits Veränderungen am umliegenden Gewebe oder in der Beinstellung zur Folge. In diesen Fällen ist fast immer eine Operation nötig, um die betroffene Kniescheibe wieder in ihre anatomische Position zu bringen und nachhaltig zu fixieren.
OP Kosten Patellaluxation Hund
Die OP-Kosten nach der Patellaluxation beim Hund richten sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und können nur durch den behandelnden Tierarzt beziffert werden. Im Durchschnitt kostet die Operation einer Patellaluxation nach GOT von 2022 zwischen 400,00 € und 1300,00 € pro Bein - je nachdem ob der 1-fache, 2-fache oder 3-fache Satz vom Tierarzt berechnet wird. Die Mehrwertsteuer und Kosten für weitere Ausgaben – wie etwa für Röntgenaufnahmen während der Diagnosephase - müssen hinzugerechnet werden.
Auch nach dem operativen Eingriff entstehen Kosten für Untersuchungen, Wundversorgung und Verbrauchsmaterialien. Eine Hundekrankenversicherung oder eine spezielle OP-Versicherung sind oft sinnvoll, allerdings tragen einige Versicherer bei bestimmten Rassen nur einen Teil der Kosten oder schließen solche Rassen sogar gänzlich von Leistungen aus. Möchtest Du eine Versicherung abschließen, solltest Du unbedingt auf das Kleingedruckte achten.
Heilungsprozess nach OP
Neben einer medikamentösen Therapie mit Schmerzmitteln und Knorpelschutz-Präparaten, die nach einem operativen Eingriff infolge einer PL beim Hund folgt, ist ausgewogene Ernährung und unterstützende Nahrungsergänzungsmittel ratsam. Als Ergänzungsmittel, die den Knorpel der Gelenke stärken und die Gelenke schmieren, gehören Weidenrinde und Teufelskralle, Arthridonum, Grünlippmuschel oder MSM.
Nach einer etwa sechswöchigen Phase der Schonung und Leinenzwang für den Hund ist auch Physiotherapie, wie etwa Schwimmtraining, zu empfehlen. Physiotherapeutische Maßnahmen helfen, das Kniegelenk des Hundes beweglich zu halten, die Gesamtstabilität zu beeinflussen und möglichen Haltungsschäden sowie einhergehendem Muskelabbau entgegenzuwirken.
Alternative zu OP
Eine Alternative zu einem herkömmlichen OP-Eingriff, manchmal aber auch eine Notlösung bei lange unerkanntem und bereits stark beschädigtem Knorpel bietet eine Teilprothese, die es seit einigen Jahren auf dem Markt gibt. Bei dieser Maßnahme wird eine neue Rinne aus diamantpoliertem Titan auf eine am Oberschenkel angeschraubte Platte gesteckt. Der abgenutzte Knorpel wird komplett durch Metall ersetzt. Im Vergleich zu einer klassischen OP sind die Kosten etwas höher, dank der „Patellar Groove“- Technik kann man auf die aufwändigen Korrekturschnitten am Ober- und / oder Unterschenkel verzichten.
Verdacht auf Patellaluxation: Wann zum Tierarzt?
Hast Du den Verdacht, dass Dein Hund unter einer Patellaluxation leidet, solltest Du mit einem Tierarztbesuch nicht lange warten. Eine unbehandelte Ausrenkung der Kniescheibe führt zwar nicht sofort zu Arthrose, der Knorpel kann aber beschädigt werden und durch die Fehlhaltung ein Kreuzbandriss entstehen. Der Veterinär wird die Kniegelenke des Hundes untersuchen und ein Röntgenbild anfertigen, das Gewissheit darüber gibt, ob eine akute oder angeborene PL vorliegt. Seine Diagnose wird auch die Entscheidung erleichtern, ob eine Operation nötig ist oder die Behandlung der Kniescheibenverrenkung beim Hund ohne einen operativen Eingriff auskommen kann.
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Umgeben von kühlem Nordwind, der stürmischen Ostsee und schlafenden Hunden lebe, blogge und schreibe ich in der Hansestadt Rostock. Da mich Hunde und Katzen von klein auf begleiten und faszinieren, habe ich mich beruflich auf die Hunde- und Haustierbranche spezialisiert. Als „Hundetexterin“ fülle ich die Websites, Blogs und Social-Media-Accounts tierischer Unternehmen mit Leben. Derzeit bin ich die stolze Besitzerin zweier Rüden, mit denen ich gern durch die Natur Norddeutschlands streife.
Den Bezug zu Tieren hatte ich schon im Kindesalter, denn ich wuchs mit Katzen auf und saß schon im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal auf einem Pferderücken. Heute begleitet mich meine Labrador Hündin durchs Leben. Mit ihr gehe ich wahnsinnig gerne wandern und schwimmen. Sie liebt es im Wasser zu toben und sich beim Dummy-Training richtig auszupowern.
Auch beruflich dreht sich bei mir alles um Tiere. Während und nach dem Tiermedizin Studium sammelte ich schon Erfahrung in verschiedenen Kliniken für Kleintiere und Pferde. Das Thema Ernährung faszinierte mich und ich bildete mich im Bereich der Ernährungsberatung für Kleintiere weiter. Meine Begeisterung für Pferde motivierte mich zusätzlich die Weiterbildung zur zertifizierten Pferdefütterungsmanagerin HfWU zu absolvieren.
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