FIP bei Katzen — gibt es einen Hoffnungsschimmer?
Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) war und ist für alle Katzenhalter ein großer Schrecken, denn bislang gab es keine Heilung. Die Lebenserwartung nach dem Ausbruch war gering. Jetzt gibt es eine neue aufsehenerregende Therapiemöglichkeit.
Neben FIV, der Erkrankung an dem Felinen Immundefizienzvirus, und FeLV, der Infektion mit dem felinen Leukämievirus, ist FIP, die Feline infektiöse Peritonitis, eine der drei großen Katzenkrankheiten. Ausgelöst wird sie durch feline Coronaviren. Diese haben jedoch nichts mit dem SARS-CoV-2 zu tun und können den Menschen nicht infizieren.
Coronaviren bei Katzen sind längst bekannt und treten weltweit auf. Schon 1978 konnten sie nachgewiesen und klassifiziert werden. Sie finden sich bei Wildkatzenpopulationen und auch die überwiegende Mehrzahl aller hierzulande lebenden Hauskatzen dürfte schon mit ihnen Bekanntschaft gemacht haben. Die Zahlen schwanken hier zwischen 50 und bis zu 75 Prozent aller Miezen. Bei ihnen lassen sich Antikörper nachweisen, das heißt, sie haben vermutlich eine eher harmlose bis unauffällige Darminfektion hinter sich gebracht und ihr Immunsystem hat den Kampf gegen das Coronavirus erfolgreich gewonnen. Vor allem in Mehrkatzenhaushalten, in Tierheimen und überall da, wo große Gruppen von Tieren zusammenleben, treten feline Coronaviren vermehrt auf.
Wie entsteht aus einem harmlosen Virus eine tödliche Krankheit?
Ursprünglich wurde vermutet, dass es sich um zwei verschiedene Viren handeln könnte. Tatsächlich konnte aber nachgewiesen werden, dass durch eine spontane Mutation des „Felinen Enteralen Coronavirus“ (FECV) das gefährliche „FIP-Virus“ (FIPV) entsteht. Beide Virus-Varianten sind bis auf die Mutation identisch und werden allgemein als Felines Coronavirus (FCoV) bezeichnet. Nur die mutierten Viren lösen jedoch das gefürchtete FIP aus. Was die harmlosere Virus-Variante dazu bringt, zu mutieren, ist noch nicht vollständig geklärt. Stress durch Enge, fehlende Ausweichmöglichkeiten und der Kampf um Ressourcen gelten unter anderem als auslösende Faktoren.
Bei ungefähr fünf bis maximal zehn Prozent aller in einem Haushalt lebenden und mit Coronaviren infizierten Katzen kommt es zu einer Mutation und dem Ausbruch der FIP. Von der Mutation bis zum Auftreten erster Symptome können manchmal Wochen, aber auch Monate vergehen.
Welche Katzen sind besonders gefährdet, an FIP zu erkranken?
Auffällig ist, dass vor allem jüngere und immungeschwächte Tiere eine FIP entwickeln, ähnlich wie auch bei der Felinen Leukämieinfektion. Eine Statistik besagt, dass rund die Hälfte aller Katzen, die an FIP erkranken, unter einem Jahr alt sind und etwa dreiviertel aller Tiere unter vier Jahren. Über eine gewisse genetische Veranlagung bei Abessiniern, Bengalen, Birma, Ragdoll und Rexkatzen wird diskutiert. Im Gegensatz dazu sollen Exotic Shorthair, Manx, Perser oder Russisch Blau-Katzen weniger häufig erkranken werden.
Was gibt es bei der Haltung einer Katze mit Coronaviren zu beachten?
Natürlich ist Vorbeugen immer besser als behandeln zu müssen. Daher fragst Du Dich sicher, was Du tun kannst, um das Risiko einer Erkrankung zu verhindern. Leider lässt sich jedoch die Mutation des eher harmlosen Felinen Coronavirus zum FIP-Virus bisher nicht verhindern. So bleibt nur, Stress für das Tier möglichst zu vermeiden. Das heißt, keine Streitereien in der Gruppe, kein häufiger Orts- oder Besitzerwechsel. Dafür möglichst hochwertige Ernährung, viel Beschäftigung und Rückzugplätze. Da der Kot die Hauptübertragungsquelle ist, gelten genügend Katzentoiletten und mehrfaches tägliches Reinigen als oberste Devise. Immunsupprimierende Medikamente wie Glucocorticoide, etwa Cortison, sollten nach sorgfältiger Rücksprache mit dem Tierarzt bei bestimmten Erkrankungen gezielt gegeben werden.
Gibt es eine Impfung gegen FIP?
Seit 1995 gibt es einen in Deutschland zugelassenen Impfstoff. Eine Impfung macht jedoch nur dann Sinn, wenn die Katze bis dahin noch nicht mit Coronaviren in Berührung gekommen ist, was durch einen Test zuerst nachgewiesen werden muss. Studien zur Wirksamkeit des Impfstoffes haben zudem recht unterschiedliche Ergebnisse erbracht und so bleibt die Effektivität dieser Impfung bis heute umstritten.
Gibt es FIP-Symptome, an denen sich eine Erkrankung klar erkennen lässt?
Die zuverlässige Diagnose einer FIP ist alles andere als einfach, denn es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die teilweise recht unspezifisch sind. Fieber, Durchfall, Erbrechen, Augenentzündungen, Appetitlosigkeit, Veränderungen der Niere und der Leber bis hin zur Gelbsucht gehören dazu. Was genau bei der individuellen Katze auftritt, hängt auch von der Form der FIP ab. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Formen unterschieden, die sogenannte „feuchte“ und die „trockene“ FIP.
Die feuchte FIP: Kennzeichnend bei der „exsudativen“ oder nassen FIP ist ein Erguss im Bauchraum (Aszites) oder in der Brusthöhle (Pleuraerguss). Typisch ist ein deutlich sichtbarer Wasserbauch, während die Katze am restlichen Körper abmagert und einfällt. Auch ein Erguss im Brustraum ist möglich, der zu Atembeschwerden führen kann. Bei einer Punktion wird eine gelbliche Flüssigkeit abgezogen, mit der ein Test durchgeführt werden kann. Fällt der Test positiv aus, ist dies dennoch kein Beweis für FIP, nur ein Anhaltspunkt. Erst, wenn labordiagnostisch zusätzliche Werte erhoben werden, erhärtet sich der Verdacht.
Die trockene FIP wird manchmal auch als neurologische FIP bezeichnet, weil sie mit Störungen des Zentralnervensystems einhergehen kann. Dazu können Koordinationsstörungen, Blindheit und Lähmungen gehören. Ganz typisch sind Kopfzittern und Bewusstseinsstörungen. Augenentzündungen und Irisveränderungen gehören ebenfalls zu den möglichen Symptomen.
Gibt es Testverfahren, mit denen FIP im Labor festgestellt werden kann?
Testverfahren wie ELISA oder PCR, die im Blut oder Kot Erbmaterial der Viren oder Antikörper nachweisen, sind von anderen Viruserkrankungen bekannt. Bei FIP ist der Nachweis durch Antikörpertests nicht aussagekräftig. Der Test kann nicht zwischen zurückliegender Impfung oder Infektion unterscheiden. Ein PCR-Test mit Blut oder Erguss weist das Vorhandensein von Viren nach, kann aber nicht zwischen mutierten und nicht mutierten Erregern unterscheiden. Lediglich ein ganz spezieller Antigentest in den Makrophagen des Ergusses oder Gewebes kann mutierte, sich vermehrende Coronaviren nachweisen. Da die Diagnose der Katzenkrankheit FIP so schwierig ist, müssen immer die Symptome und die Blutwerte herangezogen werden.
Wie kannst Du sicher sein, ob Deine Katze Coronaviren ausscheidet?
Wenn die mit Coronaviren infizierte Katze in einem Mehrkatzenhaushalt lebt, stellt sich wohl jeder Zweibeiner die Frage, ob sie Viren mit dem Kot ausscheidet und damit andere fellige Familienmitglieder anstecken kann. Da die Viren intermittierend, also nicht mit jedem Kot, ausgeschieden werden, solltest Du Kotproben an drei aufeinanderfolgenden Tagen einsammeln, die dann im Labor getestet werden. Sind alle drei Proben negativ, ist es sehr wahrscheinlich, dass Deine Katze keine Ausscheiderin ist.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer FIP?
Bis vor kurzem gab es nur eine Antwort auf diese Frage, die viele Katzenbesitzer in Verzweiflung gestürzt hat. FIP galt als unheilbar. Eine Therapie konnte sich nur darauf beschränken, palliativ, also lindernd, zu wirken und die Lebensqualität des Tiers noch für eine kurze Zeit zu erhalten. Waren die Symptome und der Laborbefund eindeutig, dann hatte die Katze in der Regel nur noch eine kurze Lebenserwartung von einigen Tagen bis Wochen. Anders gesagt gehörte eine FIP zu den unheilbaren Katzenkrankheiten, bei denen die Tiermedizin nicht helfen konnte.
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FIP-Heilung in Zukunft möglich? Studien machen Hoffnung!
Ein amerikanischer Wissenschaftler, Dr. Niels Pedersen von der University of California war der Erste, der sich in einer Studie mit der Wirkung von GS-441524 beschäftigte. Dieser Wirkstoff, der ursprünglich in der Therapie bei Ebola eine Rolle spielen sollte, kann in Zellen eindringen und die Virusvermehrung hemmen. Pedersen erzielte aufsehenerregende Resultate, denn von 31 natürlich infizierten Katzen, von denen „eigentlich“ keine eine Chance gehabt hätte, überlebten 25 (1). Es kam zwar zu Rückfällen, die aber größtenteils mit einer höheren Dosierung wieder in den Griff zu bekommen waren.
Diese aufsehenerregenden Ergebnisse haben viele Katzenbesitzer aufgerüttelt, die nun eine Chance sehen, ihre felligen Familienmitglieder doch zu behandeln. In kürzester Zeit haben sich in den USA und auch hierzulande Selbsthilfegruppen gebildet, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren erkrankten Katzen mit dem GS-441524 zu helfen.
Studie mit GS-441524 auch in Deutschland
Um von einem echten Durchbruch in der Therapie zu sprechen, ist es leider noch zu früh. Denn: In Deutschland ist das Mittel mangels klinischer Prüfung noch nicht zugelassen. Inzwischen gibt es zwar auch in München an der tierärztlichen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität eine Studie zu GS, aber noch dürfen Tierärzte es hierzulande nicht verordnen oder verabreichen. Sie dürfen aber die Behandlung überwachen.
Das Medikament kann außerdem hohe Kosten verursachen, weil es je nach Körpergewicht dosiert werden muss und über einen Zeitraum von zwölf Wochen täglich gespritzt wird. Das ist eine unangenehme Prozedur, da die Injektion schmerzhaft brennt. Je nach Hersteller sind aber auch Tabletten verfügbar. Mittlerweile gelten in Deutschland schon tausende von Katzen als geheilt. Sie leben symptomfrei ein ganz normales Katzenleben.
FAZIT: Aussichtschancen auf eine FIP-Heilung bestehen
FIP galt bis vor Kurzem als unheilbare Erkrankung bei Katzen. Für eine FIP, hervorgerufen durch das mutierte Feline Coronavirus, gab es keine wirkungsvolle Therapie und der Besitzer musste sich für den Abschied von seiner Fellnase bereitmachen. Das hat sich mit Blick auf die positiven Ergebnisse einer Studie zu dem neuen Medikament GS-441524 geändert. Dieses ist bislang in Deutschland noch nicht zugelassen, aber weitere Studien laufen und es gibt Hoffnung auf ärztliche Therapie bei FIP in der Zukunft.