Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) war und ist für alle Katzenhalter ein großer Schrecken, denn bislang gab es keine Heilung. Die Lebenserwartung nach dem Ausbruch war gering. In der jüngsten Vergangenheit sind neue Medikamente für eine mögliche erfolgreiche Therapie gegen FIP bei Katzen entwickelt worden, die Hoffnung für betroffene Katzen versprechen. 
Wir haben die wichtigsten Infos über die lebensbedrohliche Katzenkrankheit und die neuesten Erkenntnisse für Dich in diesem Ratgeber zusammengetragen.

Fip bei Katzen - Wichtige Infos und TIpps für Dich kurz zusammengefasst:

FIP ist bekannt als feline infektiöse Peritonitis oder ansteckende Bauchfellentzündung
Sie ist eine Viruserkrankung bei Katzen und wird durch das feline Coronavirus ausgelöst
Eine Mutation dieser Coronaviren bestimmt den Ausbruch von FIP bei Katzen
Die Diagnose ist oft schwierig, weil die Krankheit bei betroffenen Katzen recht unterschiedlich verlaufen kann
FIP bei Katzen gilt als unheilbar - neue Medikamente könnten das ändern
Typische Symptome: unerklärliches Fieber, Durchfall, chronische Appetitlosigkeit, Lidbindehautentzündung, Probleme mit der Atmung, Gewichtsverlust
Unterscheidung von FIP bei Katzen in feuchte Form mit Flüssigkeitsansammlung in Bauch und eventuell Brustraum sowie trockene Form mit chronischem Fieber und eventuellem Organversagen
Ansteckung erfolgt durch den Kot, mit dem sogenannte Trägerkatzen die Coronaviren ausscheiden
Über den Mund-Rachen-Raum gelangen die Viren in den Körper und können FIP bei der Katze auslösen
Ansteckung bei jedem Tier möglich, besonderes Risiko besteht jedoch für junge Katzen zwischen 6 und 24 Monaten sowie für immungeschwächte Vierbeiner und Senioren ab 14 Jahren


Neben FIV, der Erkrankung an dem Felinen Immundefizienzvirus, und FeLV, der Infektion mit dem felinen Leukämievirus, ist FIP, die Feline infektiöse Peritonitis, eine der drei großen Katzenkrankheiten. Ausgelöst wird sie durch feline Coronaviren. Diese haben jedoch nichts mit dem als SARS-CoV-2 bekannten Coronavirus zu tun und können den Menschen nicht infizieren.

Coronaviren bei Katzen sind längst bekannt und treten weltweit auf. Schon 1978 konnten sie nachgewiesen und klassifiziert werden. Sie finden sich bei Wildkatzenpopulationen und auch die überwiegende Mehrzahl aller hierzulande lebenden Hauskatzen dürfte schon mit ihnen Bekanntschaft gemacht haben. Die Zahlen schwanken hier zwischen 50 und bis zu 75 Prozent aller Miezen. Bei ihnen lassen sich Antikörper nachweisen, das heißt, sie haben vermutlich eine eher harmlose bis unauffällige Darminfektion hinter sich gebracht und ihr Immunsystem hat den Kampf gegen das Coronavirus erfolgreich gewonnen. Vor allem in Mehrkatzenhaushalten, in Tierheimen und überall da, wo große Gruppen von Tieren zusammenleben, treten feline Coronaviren vermehrt auf. Das Risiko für FIP ist bei den Katzen dort besonders groß.

Info Feline Coronaviren können nicht auf Menschen oder Hunde übertragen werden. Sie gehören zwar zur Gruppe der „Coronaviridae“, haben aber nichts mit SARS CoV-2 zu tun. In der Außenwelt können sie einige Tage bis Wochen überleben.


Wie entsteht aus einem harmlosen Virus die tödliche Krankheit FIP bei Katzen?

Ursprünglich wurde vermutet, dass es sich um zwei verschiedene Viren handeln könnte. Tatsächlich konnte aber nachgewiesen werden, dass durch eine spontane Mutation des „Felinen Enteralen Coronavirus“ (FECV) das gefährliche „FIP-Virus“ (FIPV) entsteht. Beide Virus-Varianten sind bis auf die Mutation identisch und werden allgemein als Felines Coronavirus (FCoV) bezeichnet. Nur die mutierten Viren lösen jedoch das gefürchtete FIP bei Katzen aus. Was die harmlosere Virus-Variante dazu bringt, zu mutieren, ist noch nicht vollständig geklärt. 

Mögliche Faktoren dafür:

  • geschwächtes Immunsystem
  • Stress durch Enge
  • fehlende Ausweichmöglichkeiten
  • Kampf um Ressourcen
  • Umzug
  • Geburt

Besonders junge Tiere zwischen 6 und 24 Monaten sowie ältere ab 14 Jahren sind eher davon betroffen, dass FIP bei ihnen ausbricht.

Info Meist erfolgt eine Infektion mit dem Virus über Kot, also durch die Benutzung gemeinsamer Katzentoiletten. Aber auch Besitzer können die Viren z. B. an den Schuhen von draußen mit nach Hause bringen. Die Viren wandern über den Nasen-Rachenraum in den Dünndarm und zerstören dort Zellen. Es kann zu vorübergehendem leichtem Durchfall kommen. Die Tiere können auch symptomfrei erscheinen, die Viren aber dennoch mit dem Kot ausscheiden. Sie sind damit eine Infektionsquelle für andere Katzen. Hochansteckend ist der Erguss aus dem Bauchraum einer mit mutierten FIP-Viren infizierten Katze, was aber in der Praxis keine Gefahr darstellt.

Bei ungefähr fünf bis maximal zehn Prozent aller in einem Haushalt lebenden und mit Coronaviren infizierten Katzen kommt es zu einer Mutation und dem Ausbruch der FIP. Von der Mutation bis zum Auftreten erster Symptome können manchmal Wochen, aber auch Monate vergehen.

Helle Katze lässt sich streicheln
Katzen können das feline Coronavirus in sich tragen, ohne jemals an FIP zu erkranken.


Gibt es Symptome, an denen man FIP bei Katzen erkennen kann?

Die zuverlässige Diagnose einer FIP ist alles andere als einfach. Denn es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die teilweise recht unspezifisch sind.

Dazu gehören:

  • schlechtes Allgemeinbefinden
  • Fieber
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Augenentzündungen
  • Appetitlosigkeit
  • Veränderungen der Niere
  • Veränderungen der Leber bis hin zur Gelbsucht

Welche Symptome individuell auftreten, hängt auch von der Form der FIP bei der Katze ab. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Formen unterschieden, die sogenannte „feuchte“ und die „trockene“ FIP.

Feuchte FIP: Kennzeichnend bei der „exsudativen“ oder nassen FIP ist ein Erguss im Bauchraum (Aszites) oder in der Brusthöhle (Pleuraerguss). Typisch ist ein deutlich sichtbarer Wasserbauch, während die Katze am restlichen Körper abmagert und einfällt. Auch ein Erguss im Brustraum ist möglich, der zu Atembeschwerden führen kann. Bei einer Punktion wird eine gelbliche Flüssigkeit abgezogen, mit der ein Test durchgeführt werden kann. Fällt der Test positiv aus, ist dies dennoch kein Beweis für FIP, nur ein Anhaltspunkt. Erst, wenn labordiagnostisch zusätzliche Werte erhoben werden, erhärtet sich der Verdacht.

Die trockene FIP wird manchmal auch als neurologische FIP bezeichnet, weil sie mit Störungen des Zentralnervensystems einhergehen kann. Dazu können Koordinationsstörungen, Blindheit und Lähmungen gehören. Ganz typisch sind Kopfzittern und Bewusstseinsstörungen. Augenentzündungen und Irisveränderungen gehören ebenfalls zu den möglichen Symptomen. 


Welche Katzen sind besonders gefährdet, an FIP zu erkranken?

Auffällig ist, dass vor allem jüngere und immungeschwächte Tiere eine FIP entwickeln, ähnlich wie auch bei der Felinen Leukämieinfektion. Eine Statistik besagt, dass rund die Hälfte aller Katzen, die an FIP erkranken, unter einem Jahr alt sind und etwa dreiviertel aller Tiere unter vier Jahren. 

Über eine gewisse genetische Veranlagung wird diskutiert bei:

  • Abessiniern
  • Bengalen
  • Birma
  • Ragdoll
  • Rexkatzen

Im Gegensatz dazu sollen folgende weniger häufig erkranken: 

  • Exotic Shorthair
  • Manx
  • Perser
  • Russisch Blau-Katzen 


Gibt es Möglichkeiten, FIP bei Katzen vorzubeugen? 

Natürlich ist Vorbeugen immer besser als behandeln zu müssen. Daher fragst Du Dich sicher, was Du tun kannst, um das Risiko einer Erkrankung zu verhindern. Leider lässt sich jedoch die Mutation des eher harmlosen Felinen Coronavirus zum FIP-Virus bisher nicht verhindern. So bleibt nur, Stress für das Tier möglichst zu vermeiden. Das heißt, keine Streitereien in der Gruppe, kein häufiger Orts- oder Besitzerwechsel. Dafür möglichst hochwertige Ernährung, viel Beschäftigung und Rückzugplätze. 

Da der Kot die Hauptübertragungsquelle ist, gelten genügend Katzentoiletten und mehrfaches tägliches Reinigen als oberste Devise. Immunsupprimierende Medikamente wie Glucocorticoide, etwa Cortison, sollten nach sorgfältiger Rücksprache mit dem Tierarzt bei bestimmten Erkrankungen gezielt gegeben werden.


Gibt es eine Impfung gegen FIP bei Katzen?

Seit 1995 gibt es einen in Deutschland zugelassenen Impfstoff. Eine Impfung macht jedoch nur dann Sinn, wenn die Katze bis dahin noch nicht mit Coronaviren in Berührung gekommen ist, was durch einen Test zuerst nachgewiesen werden muss. Studien zur Wirksamkeit des Impfstoffes haben zudem recht unterschiedliche Ergebnisse erbracht und so bleibt die Effektivität dieser Impfung bis heute umstritten.

Zwei graue Kätzchen kuscheln
Harmonie und ein entspanntes Zusammenleben können das Risiko einer FIP-Mutation reduzieren.


Gibt es Testverfahren, mit denen man FIP bei Katzen im Labor festgestellten kann?

Testverfahren wie ELISA oder PCR, die im Blut oder Kot Erbmaterial der Viren oder Antikörper nachweisen, sind von anderen Viruserkrankungen bekannt. Bei FIP ist der Nachweis durch Antikörpertests nicht aussagekräftig. Der Test kann nicht zwischen zurückliegender Impfung oder Infektion unterscheiden. Ein PCR-Test mit Blut oder Erguss weist das Vorhandensein von Viren nach, kann aber nicht zwischen mutierten und nicht mutierten Erregern unterscheiden. Lediglich ein ganz spezieller Antigentest in den Makrophagen des Ergusses oder Gewebes kann mutierte, sich vermehrende Coronaviren nachweisen. Da die Diagnose der Katzenkrankheit FIP so schwierig ist, müssen immer die Symptome und die Blutwerte herangezogen werden.

Info Wenn im Antikörpertest tatsächlich FCoV-Antikörper gefunden werden, besteht die Möglichkeit, dass die Katze ehemals mit den Viren infiziert war, sie aber eliminiert hat. Es kann also sein, dass es sich um Antikörper handelt, die sich aufgrund einer „harmlosen“ FCoV-Infektion gebildet haben. Bei den nachgewiesenen Antikörpern kann es sich zudem auch um solche handeln, die die Katze aufgrund einer Impfung gegen FIP entwickelt hat. Ein solcher Standardtest sagt also nichts über eine Erkrankung aus.


Wie kannst Du sicher sein, ob Deine Katze Coronaviren ausscheidet?

Wenn die mit Coronaviren infizierte Katze in einem Mehrkatzenhaushalt lebt, stellt sich wohl jeder Zweibeiner die Frage, ob sie Viren mit dem Kot ausscheidet und damit andere anstecken kann. Da die Viren intermittierend, also nicht mit jedem Kot, ausgeschieden werden, solltest Du Kotproben an drei aufeinanderfolgenden Tagen einsammeln, die dann im Labor getestet werden. Sind alle drei Proben negativ, ist es sehr wahrscheinlich, dass Deine Katze keine Ausscheiderin ist.

Zwei Katzen teilen sich ein Katzenklo
Der Kot gilt als Hauptübertragungsquelle des felinen Coronavirus, weshalb immer genügend und saubere Katzenklos für alle Tiere zur Verfügung stehen sollten.


Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer FIP für Katzen?

Bis vor kurzem gab es nur eine Antwort auf diese Frage, die viele Katzenbesitzer in Verzweiflung gestürzt hat. FIP galt als unheilbar. Eine Therapie konnte sich nur darauf beschränken, palliativ, also lindernd, zu wirken und die Lebensqualität des Tiers noch für eine kurze Zeit zu erhalten. Waren die Symptome und der Laborbefund eindeutig, dann hatte die Katze in der Regel nur noch eine kurze Lebenserwartung von einigen Tagen bis Wochen. Anders gesagt gehörte eine FIP zu den unheilbaren Katzenkrankheiten, bei denen die Tiermedizin nicht helfen konnte.

Verwöhne Deine Samtpfote gerne mit Leckereien, insofern es der Appetit zulässt:

 


Ist bei FIP eine Heilung in Zukunft möglich? Gibt es für FIP bei Katzen ein Medikament?

Ein amerikanischer Wissenschaftler, Dr. Niels Pedersen von der University of California, war der Erste, der sich in einer Studie mit der Wirkung von GS-441524 beschäftigte. Dieser Wirkstoff, der ursprünglich in der Therapie bei Ebola eine Rolle spielen sollte, kann in Zellen eindringen und die Virusvermehrung hemmen. Pedersen erzielte aufsehenerregende Resultate, denn von 31 natürlich infizierten Katzen, von denen „eigentlich“ keine eine Chance gehabt hätte, überlebten 25 (1). Es kam zwar zu Rückfällen, die aber größtenteils mit einer höheren Dosierung wieder in den Griff zu bekommen waren.

Diese aufsehenerregenden Ergebnisse haben viele Katzenbesitzer aufgerüttelt, die nun eine Chance sehen, ihre felligen Familienmitglieder doch zu behandeln. In kürzester Zeit haben sich in den USA und auch hierzulande Selbsthilfegruppen gebildet, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihren erkrankten Katzen mit dem GS-441524 zu helfen.

 


 

Studie mit GS-441524 auch in Deutschland - FIP-Medikament macht Hoffnung

Um von einem echten Durchbruch in der Therapie zu sprechen, ist es leider noch zu früh. Denn: In Deutschland ist das Mittel mangels klinischer Prüfung noch nicht zugelassen. Inzwischen gibt es zwar auch in München an der tierärztlichen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität eine Studie zu GS, aber noch dürfen Tierärzte es hierzulande nicht verordnen oder verabreichen. Sie dürfen aber die Behandlung überwachen.

Das Medikament kann außerdem hohe Kosten verursachen, weil es je nach Körpergewicht dosiert werden muss und über einen Zeitraum von zwölf Wochen täglich gespritzt wird. Das ist eine unangenehme Prozedur, da die Injektion schmerzhaft brennt. Je nach Hersteller sind aber auch Tabletten verfügbar. Mittlerweile gelten in Deutschland schon tausende von Katzen als geheilt. Sie leben symptomfrei ein ganz normales Katzenleben.


FAZIT: Aussichtschancen auf eine FIP-Heilung bestehen

FIP galt bis vor Kurzem als unheilbare Erkrankung bei Katzen. Hervorgerufen durch das mutierte Feline Coronavirus, gab es für diese Erkrankung keine wirkungsvolle Therapie und der Besitzer musste sich für den Abschied von seiner Katze bereitmachen. Das hat sich mit Blick auf die positiven Ergebnisse einer Studie zu dem neuen Medikament GS-441524 geändert. Informiere Dich am besten bei einem Tierarzt darüber, welche Optionen Deine Katze hat, falls sie an FIP erkrankt ist.

(1) Pedersen, N. (2019). Efficacy and safety of the nucleoside analog GS-441524 for treatment of cats with naturally occurring feline infectious peritonitis. J Feline Med Surg.