Katzen wollen spielen – ein Leben lang
Nichts ist niedlicher als ein spielendes Katzenkind. Alles, was rollt, kullert, fliegt, springt oder hüpft, ist für eine junge Katze ein Anreiz zum Spiel. Alles muss angetatzt, angeschubst, ausprobiert werden.
Spielen ist die Natur einer Katze und nimmt im Instinktrepertoire einen festen Platz ein. Was für uns Menschen einfach lustig und fröhlich aussieht, hat für den Beutegreifer, der eine Katze nun mal ist, einen sehr ernsten Hintergrund: Sie trainiert für das Leben.
Spielerisch lernen die Jungtiere, was sie für das Leben brauchen. Im Objektspiel erfassen sie ihre Umwelt und erfahren, was gefährlich ist und was nicht. Im Sozialspiel mit den Geschwistern oder anderen Artgenossen lernen sie Umgangsformen – etwa wo die Grenzen zwischen einer Spielaggression und einer echten Aggression liegen.
Und im Spiel mit der Beute, die die Mutter lebend mitbringt, trainieren sie Jagdtechniken. Was für manche Menschen grausam aussieht, ist ein Lernprozess, der das Überleben garantiert. Wenn auch der Instinkt zu jagen und zu töten angeboren ist, müssen doch erfolgversprechende Techniken erst erlernt und perfektioniert werden. Deshalb sind das Spiel und das Jagen im Grunde zwei Seiten einer Medaille, die sich nicht unterscheiden. Im Spiel bleibt aber die Endhandlung aus – das Töten der Beute.
Eine Samtpfote, die nicht spielt, ist nicht gesund
„Sie will so gar nicht spielen.“ Das berichten Katzenbesitzer oft von ihrer pelzigen Mitbewohnerin. Wirklich? Dann stimmt etwas ganz und gar nicht. Natürlich mag nicht jede Seniorin mit müden Knochen noch hinter einem Wedel herspringen. Und ja, Freigänger können sich auch draußen austoben. Aber Spieltrieb hat jede Katze in jedem Alter, denn es ist ganz einfach Teil ihrer Natur. Mag auch der Trieb zu töten atrophieren, also nachlassen – der Trieb zu jagen ist immer da, weil er das Überleben sichert. Also müsste eine Mieze auch spielen wollen – bei geeigneten Reizen. Tut sie das nicht, dann ist sie entweder körperlich oder seelisch nicht gesund oder sehr entwöhnt, weil im Alltag die richtigen Spielreize fehlen. Mit unseren Tipps verhilfst Du auch einer spielmüden Mieze zu neuen Freuden.
Wie Katzen spielen
Es gibt verschiedene Formen des Spiels bei Katzen: das Sozialspiel, das Beute- oder Objektspiel, das gehemmte Spiel und das Stauungsspiel.
Sozialspiel: Spielen oder Kämpfen? Junge Katzen raufen und balgen am liebsten den ganzen Tag mit anderen Artgenossen. Im Spielkampf werden die körperlichen Fähigkeiten, die Muskeln und die Kraft trainiert. Außerdem lernen die kleinen Rabauken auch, die Grenzen der Artgenossin zu akzeptieren und mit Aggression umzugehen.
Objektspiel: Nichts ist sicher, alles muss angetatzt, beschnuppert, beleckt und ausprobiert werden. So lernen die Jungtiere ihre Umgebung kennen und einschätzen, was gefährlich und was ungefährlich ist.
Gehemmtes Spiel: Wenn etwas sehr groß ist oder nicht ganz geheuer, dann sind die vorsichtigen Jäger manchmal zurückhaltend. Eine lebensgroße Plüschratte etwa wird erst einmal misstrauisch beobachtet, dann vorsichtig mit der Pfote berührt, dann werden die Hiebe immer wilder.
Stauungsspiel: Es hat den Katzen den Ruf der bewussten Grausamkeit eingetragen, wenn sie eine Beute packen, laufen lassen, wieder packen. Hungrige Streuner tun das nicht – sie töten und fressen schnell. Aber bei gut gefütterten Hauskatzen lässt nur der Trieb des Tötens nach, nicht der, zu jagen. Tiere, die lange keine Gelegenheit hatten Beute zu machen, müssen diesen Trieb erst ausleben, bevor sie endgültig zubeißen.
Welcher Spielertyp ist Deine Katze? Intelligenzspiele oder Akrobatik
Hast Du einen wahren Zirkusartisten Zuhause, einen Kraftprotz, einen Denker oder einen Abenteurer? Alles hat mit dem Jagdverhalten der Tiere zu tun. Katzen sind ja keine Hetzjäger und sie jagen immer alleine, indem sie belauern, anschleichen, zupacken. Das verlangt Geduld, Konzentration, starken Willen und Strategie ebenso wie geschickte Pfoten. Alles das findet sich im Spiel wieder.
Hast Du etwa einen Rambo, einen Kater, der einfach gerne rauft und balgt, sich körperlich ausagiert, mit anderen Miezen oder der Beute kämpft? Gib ihm die Möglichkeit, zu klettern, zu springen und Spielzeug, an dem er sich abarbeiten kann. Setze auf größere Plüschtiere, mit Baldrian oder Minze gefüllt. Die können benagt, besabbert, getreten und in die Luft geworfen werden. Locke ihn zum Klettern oder Springen – auf den Kratzbaum oder auf erhöhte Ebenen.
Heißt Dein Kater Aristoteles? Und ist er ein ebensolcher Denker und Philosoph? Beschäftige ihn mit Aufgaben, die den Geist fordern, den sogenannten Intelligenzspielen. Der Weg ist das Ziel, und je schwieriger etwas ist, desto schöner die Belohnung. Verstecke etwas und lass ihn in Fummelbrettern suchen. Finde oder übe mit Klickertraining kleine Aufgaben ein, wie etwa das Balancieren über ein Brett zwischen zwei Stühlen.
Ah, Deine Katze ist eine Abenteurerin, die alles ausprobieren muss? Auch einen Agility-Parcours für Katzen? Der lässt sich mit Kartons, Rascheltunnel, Wasserflaschen und Kratzbaum leicht selbst bauen und in der Wohnung oder draußen immer wieder variieren.
Begnadete Körperkünstler schließlich, die in jeder Akrobatiknummer auftreten könnten, lieben das Klettern, das Springen und Sprinten, das Fangen und Apportieren. Ihre Bewegungsfreude ist unendlich und sie laufen und laufen und laufen jedem Papierbällchen hinterher, jeder langen Angel und Kordel.
Abwechslung ist das halbe Katzenleben
Ja, irgendwann wird alles langweilig. Dann ist es Zeit auch heiß geliebtes Spielzeug wegzupacken und ein neues Animationsprogramm zu starten. Vor allem Wohnungskatzen leiden leicht unter Unterforderung und auch das ist Stress. Wichtig ist also, dass Du regelmäßige Spieleinheiten anbietest und verlässliche Rituale etablierst.
Schön und bunt, aber langweilig?
Welcher Katzenmensch hat eigentlich keine Spielkiste, in der sich alles das sammelt, was im Laufe der Zeit für die Miezen gekauft wurde. Die Zweibeiner kaufen, die Katzen entscheiden. Und nicht immer haben beide denselben Geschmack. Zum Beispiel sehen Katzen die Welt in vielen schönen Graustufen. Farben spielen für sie keine große Rolle. Mag ein Spielzeug auch noch so schön bunt sein, das alleine macht es für die Tiere nicht attraktiv.
Spielzeug muss auch nicht teuer oder sehr raffiniert sein. Es muss nur ins Beuteschema passen, sich bewegen oder Geräusche machen wie Beute, dann wird es heiß geliebt. Ein raschelnder Papierball kann deshalb ebenso attraktiv sein wie ein Federwedel. Eine alte Socke, ausgestopft mit Watte und Baldrian, kann wunderbare Spielstunden bescheren. Eine simple Kordel gefällt oft genauso gut, wie eine Angel im Leopardendesign.
Würden Katzen dieses Spielzeug kaufen?
Das Lieblings-Katzenspielzeug von Paula
Das Spiel für Piraten mit Köpfchen
Kennst Du das Spiel Schiff versenken? Nein, nicht das auf dem Papier. Beim Katzenspiel geht es um Lernen und Ausprobieren, um Geduld und Geschicklichkeit. Nimm eine große Schüssel und fülle Wasser hinein. Auf diesen Teich setzt Du nun ein kleines flaches Boot. Das kann eine leichte Stoffblume sein oder ein flaches Plastikgefäß – nur schwimmen muss es können. In das Boot legst Du einige Lieblingsleckerchen. Deine Katze muss die Scheu vor Wasser überwinden, das Boot entern und die Leckerchen erobern. Das ist keine leichte Sache und garantiert längeren Spielspaß.
Spielend lernen mit Klickertraining
Klickerst Du schon? Diese Form des Spielens ist eigentlich nichts anderes als die Umsetzung von Erfahrungen aus der Lernforschung. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an den „Pawlowschen Hund“, der mit Futter und Signalton so konditioniert wurde, dass er schließlich schon speichelte, wenn er nur den Signalton hörte – ohne die Futterbelohnung.
Beim Klickern verhält es sich ähnlich. Der Klick hat Signalfunktion und wird mit einem Futterverstärker kombiniert. So lassen sich kleine Tricks erarbeiten und die Katze lernt spielend, bestimmte Dinge zu tun. Hier geht es nicht um Zwang oder Dressur. Viele Filmtiere lernen mit Klickertraining, ihre „Rollen zu spielen“. Es geht darum, der Katze mittels Belohnung neue Dinge beizubringen, die ihrer Natur nicht zuwiderlaufen, also springen, Pfote heben, balancieren, in einen Korb einsteigen, auf einem bestimmten Platz sitzen oder sich untersuchen zu lassen.
Das Spiel beenden: der Schlusspfiff
Vor allem junge Katzen kennen beim Spielen manchmal kein Halten mehr. Sie toben wirklich bis zum Umfallen. Deshalb solltest Du hier als Schiedsrichter auch die Regeln und das Ende des Spiels bestimmen. Aber das Spiel sollte eben nicht abrupt enden, sonst kann es sein, dass es im Eifer des Gefechts zu einer Spielaggression kommt. Spiele langsamer und lass das wilde Toben in eine eher beruhigende Zuwendung mit Streicheln übergehen. Zum Abschluss darf es gerne auch eine kleine schmackhafte Belohnung für die erfolgreichen Spiel-Jäger sein.