Damit die Katze kraftvoll zubeißt: Zahnpflege ist wichtig
Dass sich eine Katze die Zähne putzt ist eine eher komische Vorstellung. Tatsächlich haben aber unsere Samtpfoten öfter Probleme mit ihrem Gebiss, als wir denken. Eine regelmäßige Zahnpflege kann vorbeugen und helfen.
Hast Du schon mal einem Tiger ins Maul geschaut? Nein? Wenn Du nicht gerade Dompteur von Beruf bist, wäre das auch riskant. Aber Deiner Katze solltest Du ab und zu schon ins Mäulchen sehen. Wenn das nicht ohne Probleme geht, dann beobachte Dein Tier, wenn es gähnt. Viel mehr Katzen als angenommen haben Probleme mit einer Entzündung im Maul oder chronische Zahnschmerzen. Leider bemerken wir Zweibeiner das oft zu spät. Dabei ist – wie immer – Vorbeugen besser als Heilen.
Die Minitiger sind ja Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Deshalb fallen Symptome oft erst in einem sehr späten Stadium auf. Dann kann nur noch der Tierarzt helfen.
Regelmäßige Zahnpflege hilft der Katze gegen Zahnstein und Zahnfleischentzündungen
Einer erwachsenen Katze das Zähneputzen beibringen zu wollen, ist vergebene Liebesmüh – jedenfalls so, wie wir Menschen es morgens im Bad erledigen. Kennst Du das „medical training“ in Zoos? Die Tiere werden spielerisch auf eine Untersuchung durch den Veterinär vorbereitet – von Jugend an. Das macht es dann im Ernstfall viel einfacher für den Arzt, sie zu untersuchen.
Am besten beginnst Du auch mit dem regelmäßigen Training schon im Welpenalter. Übe mit Deinem Kätzchen, dass es sich ins Maul schauen lässt. Berühre ganz vorsichtig Zahnfleisch und Zähne mit einem angefeuchteten Finger. Im zweiten Schritt kannst Du Deinen Finger auch mit einem Stück Mull umwickeln. Wenn Du Sorge hast, dass Deine Mieze womöglich doch kraftvoll zubeißen könnte, verwende einen speziellen Fingerling, den Du im Handel bekommen kannst. Mit dem kannst Du dank seiner speziellen Oberfläche sanft Zahnstein entfernen und das Zahnfleisch massieren.
Gibt es eine Zahnbürste für die Katze?
Ja, die gibt es tatsächlich. Sie hat einen speziellen Bürstenkopf mit weichen Borsten. Wenn Deine Katze das toleriert, kannst Du ein- bis zweimal wöchentlich die Zähne damit reinigen. Bitte verwende aber keine Zahncreme für Menschen – die mögen und vertragen Katzen nicht. Verwende stattdessen eine spezielle Tierzahnpasta.
Zahnstein erkennen und behandeln
Ja, auch Samtpfoten bekommen Zahnstein, wie wir Menschen. Diese „Plaque“ erkennst Du auch als Laie an braungelben Ablagerungen auf den Zähnen, meist den Backenzähnen. Fast jede erwachsene Katze bekommt im Laufe des Lebens Zahnstein. Der ist allerdings nicht so harmlos, wie er sich anhört. Schnupperst Du auch einen intensiven Geruch aus dem Maul Deiner Mieze, auch wenn die gerade nicht gefressen hat? Das ist ein deutliches Symptom von Ablagerungen. Wenn die nicht entfernt werden, kann das zu Zahnfleischblutungen oder lockeren Zähnen bis hin zum Zahnausfall führen. In die Taschen, die sich im Zahnfleisch bilden, können sich Bakterien setzen und das Immunsystem und die Organe belasten, vor allem Herz und Nieren. Eine gute Zahnsteinprophylaxe ist also immer auch eine Gesundheitsvorsorge für Deinen Liebling.
Der Tierarzt entscheidet, wie der Zahnstein weiter behandelt wird. Manchmal lässt sich die Plaque schon mit wenigen Handgriffen lösen. Wenn aber der Zahnstein großflächig zu sehen ist, werden in Narkose die Beißer Deiner Mieze mit Ultraschall gründlich gereinigt und poliert. Oft fallen bei der Reinigung auch Zähne auf, die so stark geschädigt sind, dass sie gezogen werden müssen.
Zahnfleischentzündung bei der Samtpfote – ein häufiges Problem
Vielleicht hast Du schon einmal den Ausdruck „Gingivitis“ gehört – gemeint ist die Entzündung des Zahnfleischs. Das macht sich durch gerötete Stellen im Maul oder an den Zahnrändern bemerkbar und ist teilweise sehr schmerzhaft. Es gibt unterschiedliche Ursachen dafür. Bakterien oder Viren können die Verursacher sein. Aber auch viele Katzen mit Autoimmunerkrankungen wie FIV leiden daran.
Therapie gegen Zahnfleischentzündungen
Je nach Ursache helfen Antibiotka oder Virostatika, also Mittel gegen Bakterien und Viren oder eine Spülung. Schmerzmittel, die meist auch entzündungshemmend wirken, bringen Erleichterung und können bewirken, dass Deine Katze wieder besser frisst und sich wohler fühlt.
Helfen Futter oder Leckerchen bei der Zahnpflege Deiner Katze?
Diese Frage kann man nur mit einem eindeutigen „Jein“ beantworten. Grundsätzlich ist hochwertiges, also proteinreiches Futter ohne Zucker sicher gesünder – auch für die Zähne Deiner Katze. Die Behauptung, dass Trockenfutter generell helfen kann, Zahnstein zu vermeiden, stimmt leider so nicht. Denn Trockenfutter fressen sowohl völlig zahnlose Katzen gerne als auch Miezen mit schlimmen Zahnschmerzen. Der Grund: Die Tiere können es „schlürfen“ und schlucken, ohne groß zu kauen.
Dabei kommt das Futter dann, anders als Nassfutter, nicht oder wenig in Kontakt mit dem entzündeten Zahnfleisch oder den schmerzenden Zähnen. Die Reißzähne, die ja etwas „zerreißen“ sollen, befreit es jedenfalls nicht grundsätzlich von Zahnstein. Das sieht schon anders aus bei der Roh- oder Fleischfütterung.
Ganze Fleischstücke kann Deine Samtpfote nicht am Stück schlucken, sie muss sie „zerreißen“. Dazu legt sie den Kopf auf die Seite und beißt ruckartig ein Stück ab, wobei die Zähne ganze Arbeit leisten müssen.
Dann gibt es aber auch spezielle Leckerchen, wie Kaustangen, auf denen die Zahnpatienten mehr und länger herumkauen müssen. Und last but not least werden auch Futterzusätze angeboten, die die Bildung von Zahnstein reduzieren sollen. Ob das funktioniert, solltest Du als Katzenhalter regelmäßig überprüfen, denn vermutlich gibt es einfach auch eine genetische Disposition für Zahnstein. Da helfen dann auch Kauartikel nicht immer.
Die neue Zahnerkrankung bei Katzen: FORL
Dass FORL eine neue Erkrankung ist, stimmt nicht so ganz. Aber sie wird erst in letzten Jahren überhaupt erst richtig erkannt und behandelt. Die Abkürzung FORL steht für den komplizierten Fachbegriff „Feline odontoklastische resorptive Läsionen“. Das meint eine extrem schmerzhafte Zerstörung der Zahnhartsubstanz. Verantwortlich dafür sind die Odontoklasten, körpereigene Zellen. Die Angaben schwanken, aber es ist erschreckend, dass vermutlich jede dritte Katze, wenn nicht sogar jede zweite Katze davon betroffen ist. Und es handelt sich nicht um Problem, das erst in fortgeschrittenem Lebensalter auftritt – auch junge erwachsene Tiere ab fünf Jahre sind massiv betroffen.
Es gibt verschiedene Ursachen, über die bei FORL diskutiert wird und vermutlich spielen unter anderem Entzündungsprozesse eine Rolle. Jedenfalls bleibt meist oft nur das Ziehen der betroffenen Zähne. Problematisch ist, dass es für Dich als Tierhalter schwer ist, FORL an den Zähnen selbst zu erkennen. Anders als bei Zahnstein siehst Du keine Verfärbungen. Ein Katzengebiss kann von außen ganz passabel aussehen, aber dennoch hochgradig von FORL betroffen sein. Gewissheit bringt nur ein spezielles Dentalröntgen. Hier kann der Tierarzt sehen, um welchen Typ und welches Stadium von FORL es sich handelt.
Hilfe, alle Beißer müssen raus
Es klingt schlimm und ist auch sicher nicht schön, wenn Deiner Katze alle Zähne entfernt werden müssen. Dein Tierarzt wird sich für diese drastische Maßnahme auch nur dann entscheiden, wenn mehrere oder fast alle Zähne betroffen sind. Ein einmaliger Eingriff erspart aber Deinem Liebling, mehrmals in Narkose gelegt zu werden. Nach einigen wenigen Tagen ist in der Regel alles überstanden. Katzen können auch zahnlos alles fressen – Trocken- wie Nassfutter und sogar Fleischstücke, wenn sie klein geschnitten werden.
Fazit
Unsere Hauskatzen leiden häufig an Zahnproblemen, die meist lange unerkannt bleiben. Eine gute Zahnpflege und regelmäßige Kontrolle helfen, größere Schäden und Schmerzen zu verhindern. Es lohnt sich, schon Jungtiere daran zu gewöhnen, sich ins Maul schauen zu lassen.