Das Equine Cushing Syndrom (ECS) ist eine Hormonstörung bei Pferden, die unbehandelt zu schweren Symptomen führen kann. Es tritt aufgrund einer Dysfunktion in der Hypophyse auf, was eine Überproduktion bestimmter Hormone verursacht. Typische Anzeichen sind langes, lockiges Fell, vermehrtes Schwitzen und Hufrehe. Früherkennung und eine angepasste Behandlung mit Medikamenten wie Pergolid können die Lebensqualität des Pferdes erheblich verbessern. Wichtig sind auch angepasste Haltung und Fütterung, regelmäßige Bewegung und Vermeidung von Stress. Eine stärke- und zuckerreduzierte Fütterung, ergänzt durch hochwertiges Mineralfutter, unterstützt das Wohlbefinden. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind für Pferde mit Cushing wichtig. Obwohl ECS nicht heilbar ist, ermöglicht ein umsichtiges Management ein weitgehend normales Leben für das betroffene Pferd.

Lockiges, langes Fell, Hängebauch und Senkrücken: Sie gelten als Alarmsignale für das gefürchtete Equine Cushing Syndrom (ECS) beim Pferd. Doch die Hormonstörung entsteht schleichend und tritt in ihrer Deutlichkeit erst im fortgeschrittenen Stadium so unübersehbar zu Tage. Je früher Cushing beim Pferd erkannt und eine Therapie der Krankheit eingeleitet wird, desto höher stehen die Chancen auf eine Verbesserung der Symptome. Wie Du Deinem Pferd dabei helfen kannst, was das Equine Cushing Syndrom genau ist und wie es behandelt wird, erfährst Du in diesem Ratgeber. 


Was ist das Equine Cushing Syndrom beim Pferd?

Das Equine Cushing Syndrom, häufig mit ECS abgekürzt und auch unter der Bezeichnung PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction) bekannt, gehört zu den Stoffwechselerkrankungen und ist die häufigste Hormonstörung beim Pferd. Jedes fünfte Pferd über 15 Jahren ist davon betroffen! Auch bei jüngeren Pferden tritt das Cushing Syndrom auf – Tendenz steigend. Die Stoffwechselstörung ist gefürchtet, denn sie gilt als nicht heilbar und chronisch fortschreitend. Wird sie nicht behandelt, verstärken sich die Symptome und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Doch auch wenn die Diagnose Cushing für Pferdehalter erstmal eine Hiobsbotschaft darstellt: Mit der richtigen Behandlung, angepasster Haltung, Pflege und Fütterung ist dem Pferd ein weitgehend normales und unbeschwertes Leben möglich. 

Gefährliche Kettenreaktion:

Was beim Cushing Syndrom im Pferdekörper passiert

Die Ursache für das Equine Cushing Syndrom findet sich in der Hypophyse im Pferdekopf. Mit etwa 25 Millimetern Länge hat sie gerade mal die Größe einer kleinen Walnuss. Und dennoch spielt sie im Pferdekörper eine große Rolle: Denn der auch als Hirnanhangdrüse bezeichnete Bereich ist maßgeblich für die Hormonregulation des Pferdekörpers zuständig. Gesteuert wird er vom Hypothalamus im Zwischenhirn, dem Vermittler zwischen Hormon- und Nervensystem. Die Hirnanhangdrüse hat Einfluss auf Wachstum, Fortpflanzung und Stoffwechsel. Läuft ihre Steuerung aus dem Ruder, beeinflusst dies das gesamte Hormonsystem. Bei an Cushing erkrankten Pferden ist die Produktion des Botenstoffs Dopamin im Gehirn stark reduziert. Dadurch gerät der mittlere Teil der Hirnanhangdrüse aus der Balance, eine Kettenreaktion wird in Gang gesetzt: Der Hypothalamus bildet zu wenig des wichtigen Botenstoffs Dopamin. Dopamin kontrolliert normalerweise den besagten Teil der Hirnanhangdrüse, die unter anderem das wichtige Hormon ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) produziert. Das ACTH lenkt die Aktivität der Nebennieren und steuert dort nach der Ausschüttung die Synthese von Kortisol, ein Hormon, das der Körper normalerweise bei Stress ausschüttet. Durch den Mangel an Dopamin entsteht in der Hypophyse eine gutartige Geschwulst, das sogenannte Adenom, und es kommt zu einer Überproduktion von ACTH, Kortisol und weiteren Hormonen. Das versetzt den Körper eines Pferdes in dauernde Alarmbereitschaft, schwächt das Immunsystem und erhöht den Blutzuckerspiegel. Da der Prozess schleichend beginnt, zeigen sich erste Symptome manchmal erst nach Monaten oder Jahren. Dabei ist bei Cushing schnelles Handeln gefragt, denn unbehandelt können die Folgen dramatisch sein.


Welche Symptome können bei Cushing auftreten?

Der entgleiste Stoffwechsel beim Equinen Cushing Syndrom zeigt sich mit individuell unterschiedlich ausgeprägten Symptomen. Sie können in verschiedenen Kombinationen auftreten. 

Symptome beim Equinen Cushing Syndrom (ECS/PPID)

  • Langes, lockiges Fell
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Hufrehe
  • Fettumverteilung (Fettpolster z.B. über den Augen, am Mähnenkamm, Speckhals)
  • Abmagerung
  • Verlust an Muskulatur (Hängebauch, Senkrücken)
  • Starker Durst
  • Häufiges Wasserlassen
  • Osteoporose
  • Lahmheiten
  • Störungen in der Wundheilung
  • Erhöhte Leber-/Nierenwerte
  • Leistungsabfall, Lethargie
  • Fressunlust
  • Unfruchtbarkeit




Wie erfolgt die Diagnose von ECS (PPID)?

Da Cushing schleichend auftritt, sind die Symptome zunächst nicht eindeutig. Manchmal ermüdet das Pferd schneller als früher, ist anfälliger für Infekte und Hautprobleme, schwitzt stark oder uriniert häufiger als früher. Auffälig wird es, wenn sich Fettpölsterchen an ungewöhnlichen Stellen zeigen, das Pferd einen Hängebauch oder Senkrücken entwickelt oder der Fellwechsel sich verzögert. Auch langes, lockiges Fell gilt als ein Alarmsignal. Manche Pferde zeigen eine Erkrankung mit Cushing auch ausschließlich durch eine Hufrehe an. Zuverlässig festgestellt werden kann das Equine Cushing Syndrom jedoch nur über einen Test durch den Tierarzt. Dabei stehen zwei verschiedene Testverfahren zur Auswahl.

Tierarzt untersucht Pferd auf Hufrehe
Zuverlässig festgestellt werden kann das Equine Cushing Syndrom jedoch nur durch den Tierarzt

ACTH-Bestimmung mittels Bluttest

Erhöhte Leberwerte und erhöhte Blutglukose im Rahmen eines Screenings des Blutes sind für den Tierarzt bereits ein verdächtiges Zeichen. Spezifischer kann der Tierarzt aber mit dem ACTH-Test herausfinden, ob es sich beim Pferd um einen Cushing-Patienten handelt.

Bei diesem Test wird die Menge des Hormons ACTH im Blut gemessen. Der beste Zeitpunkt zur Durchführung des Testes, sowie der weitere Behandlungsverlauf besprichst Du mit dem Tierarzt Deines Vertrauens. 

Der Dexamethason-Suppressionstest (DST) 

Ein weiteres, etwas kostspieligeres Testverfahren ist der Dexamethason-Suppressionstest (DST). Er ist ein sogenannter Provokationstest. Auch hier kann Dir Dein Tierarzt am Besten Auskunft zum Ablauf der Testdurchführung an Deinem Pferd geben. 

Chronischer Stress und Medikamente als Auslöser? Es ist bekannt, das chronischer Stress zu einer dauerhaften Ausschüttung von Stresshormonen und anderen Hormonen führt. Das bedeutet, dass es nicht immer die Geschwulst im Kopf sein muss, die den Stoffwechsel entgleisen lässt. Auch Pferde, die an chronischen Krankheiten, darunter Hufrehe, Fettleibigkeit, Insulinresistenz oder COPD leiden, können einen dauerhaft erhöhten Kortisolspiegel aufweisen. Genau wie Pferde, die dauerhaft unter Stress stehen, zum Beispiel durch hohen Leistungsdruck oder nicht artgerechte Haltung. Der erhöhte Kortisolspiegel und die Störung des Hormonhaushaltes führen zu nahezu identischen Symptomen wie ECS. Da die Zahlen der diagnostizierten Cushing-Fälle in der jüngsten Vergangenheit stark angestiegen sind, vermuten einige Experten, dass es sich bei Cushing eigentlich nicht um eine klassische Krankheit sondern um eine Langzeitfolge chronischen Stresses handelt. Darüber wird in der Tierärzteschaft und unter Wissenschaftlern bis heute lebhaft diskutiert. Auch die Behandlung mit übermäßiger Gabe von Medikamenten, die Glukokortoide enthalten, gilt als Auslöser von Cushing.


Diagnose Cushing – Wie sieht die Behandlung aus?

Liegt der Befund ECS vor, ist das für viele Pferdehalter erstmal ein Schock. Immerhin gilt die Krankheit als nicht heilbar. Allerdings kann ein Cushing-Pferd mit der richtigen Behandlung und regelmäßiger Überwachung durch den Tierarzt symptomfrei gehalten werden. Dabei gilt: Je früher die Therapie beginnt, desto geringer ist das Ausmaß der Symptome. 

Das eingesetzte Medikament ist Pergolid, welches auch bei Menschen mit Parkinson-Krankheit verabreicht wird. Mittlerweile ist es auch für Pferde zugelassen. Davon erhält das Pferd täglich eine Dosis. Nach 6 bis 12 Wochen bessern sich die Symptome meist deutlich. Im ersten Zeitraum der Behandlung wird das Pferd dabei regelmäßig vom Tierarzt kontrolliert und die Dosis ggf. angepasst. Schlägt die Behandlung an, kann die Dosis im Laufe der Zeit gesenkt, manchmal sogar ganz ausgeschlichen werden. In anderen Fällen muss sie erhöht werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind bei der Therapie also Pflicht. Meist bekommt das Pferd das Medikament aber den Rest seines Lebens lang verabreicht. Die Behandlung mit Pergolid ist sehr kostspielig. Werden die Symptome allerdings ignoriert, verschlimmert sich die Erkrankung – deswegen sollte auf eine rechtzeitige Diagnose niemals verzichtet werden!

 

Weitere wichtige Faktoren, um die Lebensqualität eines Cushing-Patienten zu verbessern und Symptome zu verringern:

  • Stress vermeiden. Pferde sind Gewohnheitstiere. Häufige Stallwechsel, Änderungen in der Herdenzusammensetzung oder hoher Leistungsdruck sollten vermieden werden.
  • Zu langes oder dichtes Fell im Sommer Scheren, bei Kälte eindecken.
  • Regelmäßig entwurmen.
  • Zahngesundheit regelmäßig überprüfen lassen.
  • Regelmäßige Bewegung, um den Stoffwechsel in Schwung zu halten.
  • Regelmäßige Hufbearbeitung, um das Hufreherisiko zu senken.
  • Gute Fellpflege, um Hauterkrankungen zu vermeiden.
  • Auf eine angepasste Fütterung achten.

Pferdeherde auf einer Weide
Ob der Weidegang beim Cushing-Pferd zu empfehlen ist, hängt vom individuellem Fall ab


Die richtige Fütterung beim Equinen Cushing Syndrom (ECS)

Ob Weidegang beim Cushing-Pferd zu empfehlen ist, hängt vom individuellem Fall ab. Hatte das Pferd bereits Hufrehe und/oder besteht eine Insulinresistenz, muss nicht zwingend auf den Weidegang verzichtet werden, da das Pferd sonst erneut an einer Hufrehe erkranken kann. Es gibt jedoch ehemalige Rehepferde, die für wenige Stunden auf mageren Wiesen stehen können. Das ist abhängig vom Pferd selbst, dessen Zustand, der Vorerkrankung, der Wiese, etc. Bei schlanken Pferden ohne Hufrehe und Insulinresistenz ist Weidegang in Maßen möglich.
Ähnliches gilt für die Fütterung mit Getreide: Übergewichtige Pferde oder solche mit Hufrehe-Risiko sollten getreidefrei ernährt werden. Wird das Pferd regelmäßig gearbeitet und ist nicht übergewichtig, spricht nichts gegen eine Getreidefütterung oder die Fütterung mit einem stärke- und zuckerarmen Pferdemüsli, allerdings sollte hier die Devise lauten: „weniger ist mehr“, denn die Grundversorgung eines Cushing-Pferdes besteht aus einer ausreichenden Menge an hochwertigem Raufutter.
Da der Nährstoffgehalt im Heu jedoch stark schwankt, sollte der gestörte Stoffwechsel des Pferdes immer mit einem qualitativ hochwertigen Mineralfutter unterstützt werden. Da Pferde die an ECS erkrankt sind auch häufig Zahnprobleme haben, können Heucobs eine Ergänzung zur Raufutterration darstellen. Insgesamt ist eine stärke- und zuckerreduzierte Fütterung mit einem hohen Rohfaseranteil am besten für Cushing-Pferden geeignet. Hierfür eignet sich besonders das Josera Kraut & Rüben Struktur und unser neues Pferdefutter Josera Kraut & Rüben Senior. Hochwertige Spurenelemente, Mineralien und Vitamine sollten über ein Ergänzungsfutter oder Mineralfutter unbedingt im Speiseplan aufgenommen werden. Auch Mönchspfeffer ist bekannt dafür, dass er sich als Unterstützung in der Fütterung von Pferden die vom Equinen Cushing Syndrom betroffen sind bewährt hat.

 

 

 

FAZIT

Die Behandlung, Haltung, Betreuung, Pflege und Fütterung entscheiden über die Lebensqualität des Cushing-Pferdes. Wenngleich das Equine Cushing Syndrom bei Pferden bis heute als unheilbar gilt, können die Symptome mit entsprechendem Management glücklicherweise verbessert werden. 

Auch die Lebenserwartung ist, bei richtiger Behandlung, nicht niedriger als bei Pferden, die nicht von ECS betroffen sind. Wichtig sind, neben der regelmäßigen Kontrolle durch den Tierarzt und der entsprechenden Therapie, ein möglichst stressfreier Alltag, regelmäßige Bewegung und eine angepasste Fütterung. 

Dadurch wird der aus den Fugen geratene Stoffwechsel entlastet und unterstützt und ermöglicht dem Vierbeiner somit mehr Lebensfreude – und damit natürlich auch dem Pferdehalter!

 


Das Equine Cushung Syndrom beim Pferd - Deine Fragen, unsere Antworten ganz kurz und knapp

Was ist das Equine Cushing Syndrom (ECS)?

Das Equine Cushing Syndrom ist eine Hormonstörung bei Pferden, verursacht durch eine Dysfunktion in der Hypophyse. Diese Störung führt zu einer Überproduktion bestimmter Hormone, was eine Reihe von Symptomen wie langes, lockiges Fell, vermehrtes Schwitzen und Hufrehe auslösen kann.


Wie erkenne ich ECS bei meinem Pferd?

Typische Anzeichen für ECS umfassen langes, lockiges Fell, das nicht jahreszeitlich bedingt ist, vermehrtes Schwitzen, Hufrehe, Fettumverteilung, Abmagerung, starken Durst und häufiges Wasserlassen. Bei ersten Anzeichen solltest Du einen Tierarzt hinzuziehen.


Kann ECS geheilt werden?

ECS gilt als nicht heilbar, aber mit der richtigen Behandlung und Management kann die Lebensqualität des Pferdes erheblich verbessert werden, und es kann ein weitgehend normales Leben führen.


Wie wichtig ist die Ernährung bei einem Pferd mit ECS?

Eine stärke- und zuckerreduzierte Fütterung ist essenziell, um die Symptome von ECS zu managen. Hochwertiges Mineralfutter und eventuell Ergänzungsmittel wie Mönchspfeffer können ebenfalls unterstützend wirken. Übergewichtige Pferde oder Pferde mit Hufrehe-Risiko sollten getreidefrei bzw. nur durch Raufutter ernährt werden.


Kann mein Pferd mit ECS noch geritten werden?

Ja, regelmäßige Bewegung ist ein wichtiger Teil des Managements von ECS. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Pferd nicht überanstrengt wird. Die Belastung sollte individuell angepasst und mit dem Tierarzt abgesprochen werden.


Wie oft muss mein Pferd mit ECS tierärztlich untersucht werden?

Regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und die Behandlung anzupassen. Die Häufigkeit der Kontrollen hängt vom individuellen Fall ab, sollte aber mindestens einmal jährlich erfolgen.


Können Stressfaktoren ECS verschlimmern?

Ja, Stress kann die Symptome von ECS verschlimmern. Es ist wichtig, Stressfaktoren zu minimieren, z. B. durch stabile soziale Umgebungen, Vermeidung von häufigen Stallwechseln und ein ruhiges, berechenbares Management.