Lyme Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch Zeckenstiche auf Pferde übertragen wird. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Hautveränderungen bis hin zu neurologischen Störungen. Die Diagnose ist schwierig, weil viele Pferde infiziert sind, aber nicht erkranken. Bei Verdacht wird meist ein Antikörpertest durchgeführt. Zur Behandlung werden oft Antibiotika eingesetzt, jedoch gibt es keine Erfolgsgarantie. Vorbeugung ist der beste Schutz: Regelmäßiges Absuchen nach Zecken, intensive Weidepflege und eine ausgewogene Ernährung stärken das Immunsystem des Pferdes. Eine Impfung kann ebenfalls Schutz bieten.

Die Lyme Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch Zeckenstiche übertragen werden kann und die zu einer ganzen Palette von Symptomen beim Pferd führt – vorausgesetzt, sie bricht aus, denn ein großer Teil der Pferde ist infiziert, ohne jemals an der Lyme Borreliose zu erkranken. Die Forschung rund um die Infektionskrankheit ist noch nicht weit fortgeschritten – immer noch ranken sich viele Mysterien um die Borreliose, doch in Sachen Diagnostik und Therapie hat sich einiges getan. In diesem Ratgeber erfährst Du, was Du tun kannst, wenn Dein Pferd an Borreliose erkrankt ist, wie Du einer Infektion vorbeugst und was Du wissen solltest, um den kleinen Blutsaugern den Appetit gehörig zu verderben.


Frau bürstet braunes Pferd am Hals
Zecken können bei Pferden und Menschen die Erkrankung Lyme Borreliose auslösen.



Zecken: Unbeliebt und weit verbreitet

 

950 Zeckenarten gibt es weltweit, in Deutschland leben immerhin 20 verschiedene Arten der kleinen Blutsauger. Im Gestrüpp und an Grashalmen lauern sie auf ihren Wirt – Zecken reagieren auf Vibrationen, Gerüche und Wärme und lassen sich entweder fallen oder werden abgestreift. Besonders in feuchten Weidegebieten, wo das Gras hoch steht, fühlen sie sich wohl. 

Zecken sind nicht nur lästig für Mensch und Tier, sondern können auch die gefürchtete Infektionskrankheit Lyme Borreliose übertragen, die durch den Erreger Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird. 15-20% der Zecken in Deutschland sind mit Borrelien infiziert. Wie viele Pferde von einer Infektion betroffen sind, kann allerdings keiner genau sagen, denn die Diagnose von Borreliose ist ausgesprochen schwierig. Anhand serologischer Studien, also Messungen von Antikörpern gegen die Borrelien, konnten bei 16 % der Pferde Antikörper im Blut nachgewiesen werden.* Bei einem Großteil dieser Pferde verläuft die Infektion aber symptomfrei. Warum einzelne Pferde an Borreliose erkranken und andere nicht, ist bis heute ein Mysterium.

* Quelle: Käsbohrer und Schönberg, 1990.

Namensgeber aus den USA und der Schweiz Borrelia burgdorferi ist der Name der Bakterien, welche die Lyme Borreliose übertragen. Sie erhielten ihren Namen durch den Schweizer Bakteriologen Willy Burgdorfer, der sie 1981 entdeckte. Lyme ist ein Ort im US-Bundesstaat Connecticut, wo das Krankheitsbild in den 1970er-Jahren zum ersten Mal mit Zeckenstichen in Verbindung gebracht wurde.


Wie sich Borrelien beim Pferd ausbreiten

 

Die winzigen, schraubenförmigen Borreliose-Bakterien werden über den Speichel der Zecke an ihren Wirt weitergegeben. Sie befallen Menschen und andere Säugetiere. 

Die Bakterien, auch Spirochäten genannt, werden nicht nur mit dem Blut transportiert, sondern können sich auch eigenständig bewegen und in Gewebe und Zellen eindringen. Setzt das Immunsystem des Vierbeiners sie nicht außer Kraft, breiten sich die Bakterien der Gattung Borrelia so im gesamten Pferdekörper aus und können unter anderem die Organe und auch das zentrale Nervensystem schädigen. Letzteres tritt allerdings nur bei einem schweren Verlauf der Krankheit auf.

Borreliose durch Pferdebremsen Borreliose wird hauptsächlich durch Zeckenbisse übertragen. Auch über Pferdebremsen ist die Übertragung von Borrelien möglich – das kommt allerdings sehr selten vor.


Lyme Borreliose bei Pferden – Typische Symptome?

Ein typisches Borreliose-Symptom gibt es nicht. Die Symptome bei Pferden sind vielfältig und entsprechen auch denen einiger anderer Infektionskrankheiten. Zwar gibt es Symptome, die auf eine Borreliose hinweisen könnten, es lässt sich anhand derer aber keine gesicherte Diagnose stellen. Dazu bedarf es einer weitergehenden Untersuchung.

Bisher sind folgende mögliche Symptome bei einer Infektion mit Borrelien bekannt:

  • Hautveränderungen
  • Steifheit und Lahmheit
  • Muskelverspannungen
  • Überempfindlichkeit
  • Ataxie
  • Augenentzündungen
  • Schläfrigkeit
  • Herzerkrankungen
  • Verhaltensveränderung
  • Fieber
  • Fressunlust
  • Abmagerung
  • Kolik
  • Headshaking
  • Hufrehe
  • Neurologische Symptome

 

Schaut man sich die Symptome an, ist es wohl eher eine Frage, was Borrelien nicht übertragen – immerhin decken die Symptome Erkrankungen des gesamten Pferdekörpers ab – das Nervensystem, die Muskulatur und die Organe eingeschlossen.

Man spricht daher von einer Multisystemerkrankung.


Borreliose Schübe – die Phasen der Krankheit

 

Die Lyme Borreliose beim Pferd wird in drei Stadien unterteilt. 

Zunächst erfolgt die Infektion: Hier kommt es an der Stelle des Zeckenbisses zu einer lokalen Entzündung. Beim Menschen würde man nun die sogenannte „Wanderröte“ gut erkennen und könnte eventuell schon erkennen, dass es sich um eine Entzündung und ggf. eine Infektion mit Borrelien handelt. Beim Pferd verhindern das Fell und die Pigmentierung der Haut allerdings diese frühe Einsicht. Deswegen bleibt die Infektion meist unerkannt.

In der zweiten Phase, der akuten Infektion, können unspezifische Symptome auftreten, die im seltensten Fall einer Infektion mit Borrelien zugeordnet werden. Wer denkt bei einer Kolik, entzündlichen Hauterkrankungen oder Lahmheiten schon an Borreliose?

Erst wenn die dritte Phase eintritt, die chronische Borreliose, schöpfen manche Pferdehalter oder Tierärzte Verdacht. Bis dahin kann der Zeckenbiss schon zwei bis drei Jahre in der Vergangenheit liegen. Hier können sich Gelenksentzündungen und neurologische Symptome beim Pferd zeigen. Seltsames Verhalten, Headshaking und Ataxien sind nur einige Gründe, aus denen Tierärzte in diesem Stadium zu an Borreliose erkrankten Pferden gerufen werden.

Die Symptome treten häufig in Schüben auf – zwischendurch ist das Pferd symptomfrei, was es manchmal schwer macht, den Zusammenhang mit dem Zeckenbiss überhaupt herzustellen.

Drei braune Pferde stehen auf der Weide.
Je früher die Erkrankung beim Pferd entdeckt wird, desto größer die Aussicht auf Heilung.


Keine eindeutige Angelegenheit: Diagnose Lyme Borreliose 

Mittels eines Antikörpertests ist es leicht festzustellen, ob ein Pferd Kontakt mit den Bakterien hatte, welche Borreliose übertragen. Da allerdings bis zu 30% der Pferde Borreliose-Antikörper aufweisen, ein Großteil davon aber völlig symptomlos durchs Leben trabt, heißt ein positiver Antikörpertest nicht, dass das Pferd tatsächlich auch erkrankt ist. Es bedeutet nur, dass der Vierbeiner zu irgendeinem Zeitpunkt Kontakt mit Borrelien hatte. Deswegen wird bei Verdacht auf eine Infektion einige Wochen nach dem ersten Blutbild oft ein zweiter Antikörpertest durchgeführt. Ist der Titer dann im Vergleich zum ersten Test erhöht, kann das ein Hinweis auf eine akute Infektion beim Pferd sein. Allerdings liefern die Tests manchmal falsch-positive Ergebnisse. Deswegen wird zusätzlich auch der sogenannte „Western Blot“ durchgeführt, bei dem das Labor die Antikörper noch genauer bestimmen kann.

Eine weitere Möglichkeit Borreliose zu diagnostizieren, ist über die Entnahme von Gelenkflüssigkeit oder über eine Hautbiopsie. Hier wird versucht, die Bakterien im Labor zu isolieren und anzuzüchten. 

Außerdem gibt es noch den PCR-Test, bei welchem ein Teil der Erreger-DNA vermehrt wird. 

Spreche mit Deinem Tierarzt ab, welchen Test er im Falle Deines Pferdes empfiehlt.

 

Borreliose oder ECS? Das Equine Cushing Syndrom (ECS) hat ähnliche Symptome wie Lyme Borreliose. Deswegen ist eine Differenzialdiagnose bei immer wieder kehrenden Allgemeinerkrankungen durch den Tierarzt wichtig!


Zecken-Wissen kompakt 

  • Zecken nicht mit Öl oder Alkohol übergießen oder herausdrehen! Das erhöht die Gefahr einer Krankheitsübertragung! Verwende zum Entfernen eine Pinzette, eine Zeckenkarte, eine Zeckenschlinge oder vorsichtig Deine Finger. Desinfiziere die Stelle im Anschluss mit Jod.
  • Nicht nur im Sommer aktiv: Zecken erwachen bereits bei etwa 7 Grad Celsius aus ihrem Winterschlaf. Deswegen sind die Blutsauger fast zu jeder Jahreszeit unterwegs. Dennoch gelten Sommer und Herbst als Hauptsaison der Zecken.
  • Um Borreliose überhaupt übertragen zu können, muss eine Zecke mindestens 24 bis 48 Stunden an ihrem Wirt fixiert sein. Je schneller die Zecke entfernt wird, desto geringer das Borrelioserisiko!
  • Suche Weidepferde im Idealfall jeden Tag nach Zecken ab, um die Gefahr einer Infektion mit Borrelien zu vermeiden! Da die Zecken teilweise stundenlang über das Pferd krabbeln, bis sie sich festbeißen, kann gründliches Putzen helfen, sie rechtzeitig zu entfernen!
  • Auf abgemähten Weiden ist das Zeckenvorkommen geringer, als auf Weiden mit hohem Grasbestand.
  • Koppeln am Waldrand und mit Büschen haben eine höhere Zeckenbelastung. Schneide das Gebüsch zurück, um die Gefahr eines Zeckenbefalls zu minimieren.
  • Kokosöl mindestens ein Mal täglich auf anfällige Hautstellen aufgetragen, kann helfen, Zecken abzuwehren. Auch Neemöl und Schwarzkümmelöl sollen Zecken den Appetit verderben.
  • Regionale Unterschiede: In Deutschland sind in nördlichen Bundesländern weniger Zecken mit Borreliose infiziert, als im süd- und mitteldeutschen Raum.
  • Die Inkubationszeit der Lyme Borreliose beträgt wenige Tage bis mehrere Wochen.


Therapie der Borreliose beim Pferd

 

Bei einer Therapie kommen meist hoch dosierte Antibiotika über einen längeren Zeitraum zum Einsatz. Entweder werden sie vom Pferdehalter oral verabreicht, oder der Tierarzt spritzt sie in die Muskulatur oder in die Vene. Eine Erfolgsgarantie gibt es bei dieser Art der Therapie leider nicht. Denn die Antibiotika zerstören nur aktive Bakterien im Körper. Sind die Erreger inaktiv, verbleiben die, trotz Antibiotikagabe im Körper des Pferdes und können zu einem späteren Zeitpunkt zu einem erneuten Ausbruch der Krankheit führen. 

Je früher die Borreliose bei Pferden erkannt wird, desto höher sind die Heilungsschancen. Wird sie zu spät entdeckt, ist sie bereits chronisch. Da bei chronischer Borreliose der gesamte Organismus des Pferdes in Mitleidenschaft gezogen wird, ist die Behandlung langwierig und muss konsequent erfolgen. 

In manchen Fällen kommen auch Akupunktur, Homöopathie und medizinische Kräuter zum Einsatz.

Braune Zecke auf Grashalm
Weiden am Waldrand gelten als besonders beliebt bei den blutsaugenden Plagegeistern.


Borreliose vorbeugen

 

Die beste Vorbeugung dafür, dass ein Pferd an Borreliose erkrankt, ist ein starkes Immunsystem. Der Kontakt mit Zecken lässt sich nur schwer vermeiden, deswegen ist es wichtig, den Pferdekörper dabei zu unterstützen, sich gegen die Infektion zur Wehr zu setzen. Viel Bewegung an der frischen Luft und ausreichend hochwertiges Heu sowie eine ausgewogene Fütterung mit Spurenelementen, Vitaminen und Mineralien, angepasst an den Bedarf, unterstützen das Immunsystem.

Dasselbe gilt auch, wenn die Borreliose beim Pferd bereits ausgebrochen ist. Der Organismus hat mit dem Erreger alle Hände voll zu tun. Artgerechte Haltung, gute Fütterung, wenig Stress und viel Bewegung unterstützen ihn darin, es mit den Borrelien aufzunehmen.

Auch eine Impfung für Pferde gegen Borreliose ist auf dem Markt verfügbar. Sie sorgt dafür, dass das Pferd Antikörper gegen die Erreger bildet und blockiert die Übertragung von der Zecke zum Pferd, wenn der Blutsauger mit Borrelien infiziert ist. Damit die Impfung wirken kann, ist es wichtig, das vom Tierarzt vorgegebene Impfschema zu befolgen.


Fazit

Das beste Mittel gegen eine Infektion mit Borreliose beim Pferd ist die Vorbeugung. Regelmäßiges Putzen und Absuchen nach Zecken, intensive Weidepflege und die Unterstützung des Immunsystems des Pferdes sind wichtig, um den Plagegeistern das Leben schwer zu machen. Therapie und Behandlung der Infektionskrankheit sind komplex und langwierig, die Diagnose nicht ganz einfach. In der Regel gilt die Devise: Je früher die Lyme Borreliose beim Pferd entdeckt wird, desto größer sind die Chancen auf eine Heilung. Deswegen solltest Du bei einem Verdacht immer einen Tierarzt zurate ziehen!





Borreliose Pferd FAQs - Deine Fragen, unsere Antworten ganz kurz und knapp

Was ist Lyme Borreliose beim Pferd?

Lyme Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch Zeckenstiche übertragen wird und eine Vielzahl von Symptomen beim Pferd verursachen kann.

 

Welche Symptome können bei Lyme Borreliose beim Pferd auftreten?

Die Symptome sind vielfältig und können Hautveränderungen, Steifheit, Lahmheit, Muskelverspannungen, Überempfindlichkeit, Ataxie, Augenentzündungen, Schläfrigkeit, Herzerkrankungen, Verhaltensveränderungen, Fieber, Fressunlust, Abmagerung, Kolik, Headshaking, Hufrehe und neurologische Symptome umfassen.

 

Wie wird Lyme Borreliose beim Pferd diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt meist durch Antikörpertests. Weitere Tests wie der Western Blot, Gelenkflüssigkeitsentnahme oder PCR-Tests können ebenfalls durchgeführt werden, um die Diagnose zu bestätigen.

 

Wie wird Lyme Borreliose beim Pferd behandelt?

Zur Behandlung werden häufig hoch dosierte Antibiotika über einen längeren Zeitraum eingesetzt. Die Antibiotika können oral verabreicht oder vom Tierarzt injiziert werden.

 

Wie kann man Lyme Borreliose beim Pferd vorbeugen?

Vorbeugung umfasst regelmäßiges Absuchen nach Zecken, intensive Weidepflege, eine ausgewogene Ernährung und die Unterstützung des Immunsystems des Pferdes. Eine Impfung gegen Borreliose ist ebenfalls möglich.

 

Wie wird Lyme Borreliose bei Pferden übertragen?

Lyme Borreliose wird hauptsächlich durch Zeckenstiche übertragen. In seltenen Fällen können auch Pferdebremsen die Bakterien übertragen.