Von Kopf bis Huf: Die häufigsten Krankheiten beim Pferd auf einen Blick
Als Pferdebesitzer haben sich viele einen Traum erfüllt, andere wiederum sind mit Pferden großgeworden und saßen schon auf dem Rücken eines Vierbeiners bevor sie richtig laufen konnten. Pferde sind wunderbare Lebewesen, die viel Spaß und Freude bereiten können. Die Gesundheit der Vierbeiner liegt uns Pferdebesitzer deshalb sehr am Herzen. Die Sorge, dass der Vierbeiner krank werden oder sich verletzen könnte, hat wohl jeder schon einmal gehabt. Auch haben viele Pferdebesitzer teilweise Bedenken, sie könnten Krankheiten oder Verletzungen übersehen oder gar falsch einschätzen. Wir möchten Dich rund um das Thema Pferdekrankheiten und Pferdegesundheit informieren. Die wichtigsten und häufigsten Krankheiten haben wir hier für Dich zusammengefasst. Informiere Dich über Symtome und mögliche Lösungen. Wir geben hilfreiche Tipps, wie Du Deinem Vierbeiner helfen kannst, gesund zu bleiben oder schnell wieder fit zu werden.
Die Kolik beim Pferd: keine Seltenheit!
Kolik ist an sich keine Krankheit, sondern ein Überbegriff für Schmerzen im Bauchraum Deines Pferdes. Es gibt verschieden Ursachen, die Koliken auslösen können. Oftmals sind Fehler in der Fütterung der Auslöser für eine Kolik beim Pferd. Jährlich erkranken 10 von 100 Pferden an einer Kolik. Die Ausmaße einer Kolik können sehr drastisch sein und oft stehst Du vor der Entscheidung über Leben oder Tod.
Hast Du die Sorge, dass Dein Pferd an einer Kolik leidet, dann zögere nicht und rufe einen Tierarzt!
Es gibt unterschiedlich starke Koliken. Während eine leichte Kolik auch vor Ort im Stall vom Tierarzt behandelt werden kann, muss das Pferd bei mittleren oder schweren Koliken oftmals in eine Pferdeklinik zur Behandlung. Ist z.B. der Darm verdreht, musst Du schnell handeln, da es sonst zu einem Absterben von Darmteilen kommt. Bei dieser schweren Art der Kolik, kommt Dein Pferd oft um eine Operation nicht herum. Du solltest Dir jedoch im Voraus Gedanken machen, ob für Dich im Falle des Falles eine Operation für Dein Pferd infrage kommt. Denn in dieser Situation eine gut überlegte Entscheidung zu treffen, ist sehr schwierig und kostet Zeit, die Dein Pferd manchmal nicht hat. Informiere Dich bei Deinem Tierarzt über die Risiken und lasse Dich beraten. Schließe evtl. eine OP-Kostenversicherung ab, dadurch kannst Du den größten Teil der Kosten decken und die Entscheidung fällt Dir leichter. Es ist besonders wichtig, dass Du eine Kolik frühzeitig erkennst und somit schnellstmöglich Deinem Pferd helfen kannst.
Erste Hilfe im Fall einer Kolik
Kolikvariationen | Mögliche Ursachen |
Verstopfung des Blinddarms | Zu kurz gehäckseltes Heu, Stroh und Gras |
Verstopfung des Dickdarms | Aufnahme großer Mengen an Stroh |
Fehlgärungen im Magen | Überhöhte Menge an Kraftfutter |
Fehlgärungen im Blinddarm / Dickdarm | Erhöhter Keimgehalt im Futter |
Magenüberladung | Unkontrollierte Aufnahme von jungem Weidegras, Trockerübenschnitzel |
Störung der Funktion des Dickdarms | Wassermangel |
Sandkolik | Vermehrte Aufnahme von Sand durch Heu oder Gras |
Tipps um einer Kolik beim Pferd vorzubeugen
Das richtige Futter um Koliken vorzubeugen:
Magengeschwür - Ein stiller Begleiter
Viele Sport- und Freizeitpferde, aber auch Fohlen leiden unter schmerzhaften Magengeschwüren. Oftmals sind Magengeschwüre stille Begleiter und bleiben zunächst unentdeckt. Im Magen des Pferdes steht die Produktion von Magensäure niemals still. Umso wichtiger ist es für die Vierbeiner immer ausreichend mit Raufutter versorgt zu sein, denn diese puffert die Magensäure ab und verhindert, dass die empfindliche Magenschleimhaut durch sie gereizt wird. Ist dies nicht gegeben, steigt das Risiko, dass die Magensäure reizend und verletzend auf die Magenschleimhaut einwirkt. Doch auch durch mechanische Reize kann die Magenschleimhaut geschädigt werden. Das Problem: Magengeschwüre kommen oft schleichend und es sind oftmals keine klinischen Symptome beim Pferd festzustellen. Es besteht die Gefahr, dass Magengeschwüre beim Pferd nicht entdeckt werden.
Magengeschwüren beim Pferd vorbeugen
Du kannst fütterungsbedingt vorbeugen, in dem Du die Kraftfuttermenge pro Mahlzeit auf maximal 0,3 kg / 100 kg Körpermasse limitierst. So kannst Du eine zu starke Füllung des Magens Deines Pferdes vermeiden und somit eine zusätzliche Belastung reduzieren.
Ein weiterer Punkt, den Du bei der Fütterung beachten solltest, ist, dass Fresspausen von über 4 Stunden nicht entstehen sollten. Denn durch den Nahrungsbrei, der mit Speichel vermengt ist, wird die Magensäure gepuffert und kann somit die Magenschleimhaut Deines Pferdes nicht verletzen. Die Fütterung von Leinsamen ist zur Vorbeugung besonders zu empfehlen. Da die im Leinsamen enthaltenden Schleimstoffe sich schützend auf die Magenschleimhaut legen und eine Verletzung der Magenwand verhindern. Desweiteren solltest Du die tägliche Menge an Raufutter von min. 1,5 kg / 100 kg Körpermasse nicht unterschreiten.
Freies Kotwasser - Ein unangenehmer Begleiter
Leidet Dein Pferd unter freiem Kotwasser, dann solltest Du bei der Fütterung auf eine Stabilisierung der Darmflora achten. Durch Bierhefe und Leinsamen kannst Du die Verdauung Deines Lieblings unterstützen und Energiedefizite ausgleichen. Dadurch wird Kotwasser reduziert und Du sogst dafür, dass Dein Pferd eine gesunde Verdauung besitzt. Ein zusätzliches Problem sind die unangenehmen Verklebungen an Schweif und Hinterbeinen Deines Pferdes. Diese Verunreinigungen können zu Hautreizungen und Haarausfall an den betroffenen Stellen führen. Ein ziemlich lästiger Begleiter von Kotwasser. Du solltest daher regelmäßig die Verklebungen entfernen und die Haut reinigen und pflegen z. B. mit Melkfett oder Wund- und Heilsalbe.
Erfahre in unserem Ratgeber mehr über Kotwasser beim Pferd.
Wenn du das Problem des Kotwassers bei Deinem Pferd nicht in den Griff bekommst, dann solltest Du einen Tierarzt zu Rate ziehen.
Stoffwechselstörungen beim Pferd: EMS und Cushing
EMS beim Pferd – was ist das überhaupt?
EMS – Equines Metabolisches Syndrom Das equine metabolische Syndrom, kurz EMS, ist eine Krankheit, die aus verschiedenen Symptomen besteht. Zum einen leidet Dein Pferd unter starkem Übergewicht, mit einzelnen Fettdepots an Kruppe, Nackenkamm und Schulter. Bei EMS entsteht auch eine Insulinresistenz, die einen vermehrten Hunger bei Deinem Pferd verursacht. Das natürliche Hungergefühl ist gehemmt und Dein Pferd frisst ohne satt zu werden, was zu dem obengenannten Übergewicht führen kann. Daher ist EMS auch als „Wohlstandskrankheit“ bekannt. Pferde mit Übergewicht haben ein erhöhtes Risiko an EMS zu erkranken. Zusätzlich ist durch die vermehrte Futteraufnahme auch das Hufrehe-Risiko höher. EMS ist ein Teufelskreislauf, der nur sehr schwer zu durchbrechen ist. Häufig vom equinen metabolischen Syndrom betroffen, sind im Allgemeinen schwere Rassen und Ponys. EMS muss von einem Tierarzt diagnostiziert werden.
Wie kannst Du Deinem Pferd mit EMS helfen?
Cushing: Was passiert bei dieser Stoffwechselerkrankung?
Das hilft Deinem Pferd mit Cushing
Neben der Therapie durch den Tierarzt kannst Du Dein Pferd durch eine angepasste Fütterung unterstützen. Sollte Dein Pferd zusätzlich unter Übergewicht und EMS leiden, musst Du bei der Fütterung auf einen geringeren Energiegehalt des Futters achten. Bei Muskelschwund versorgst Du Dein Pferd mit hochwertigen Eiweißträgern, wie z. B. Sojaextraktionsschrot oder Reiskleie, um somit dem Muskelabbau entgegen zu wirken. Zusätzlich kannst Du das angegriffene Immunsystem Deines Pferdes mit Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E unterstützen. In Leinsamen sind diese besonders enthalten und Du kannst z.B. durch eine Mashfütterung die Pferdegesundheit Deines Pferdes unterstützen. Bei Weidegang musst Du darauf achten, dass einige Gräser einen sehr hohen Zuckergehalt besitzen und bei Cushing-Pferden Hufrehe auslösen können. Daher solltest Du die Weidezeiten bei anfälligen Pferden beschränken.
Hufrehe beim Pferd
Wie kann ich Hufrehe beim Pferd vorbeugen?
Zeigt Deim Pferd Anzeichen einer Hufrehe, rufe einen Tierarzt zur Hilfe!
Im Falle eines akuten Hufrehe-Schubs solltest Du komplett auf Kraftfutter verzichten und Dein Pferd ausreichend mit Heu füttern (min. 1,5 kg Heu / 100 kg Körpermasse).
Alle Jahre wieder zur feuchten Jahreszeit: Mauke & Strahlfäule
Mauke beim Pferd
Die Ursache von Mauke beim Pferd
Oft spielen mehrere Faktoren zusammen für einen Ausbruch. Wichtig bei einer Mauke ist das Sauberhalten der betroffenen Stellen. Du solltest die Maukestelle täglich gründlich waschen und trocken halten. Es empfiehlt sich eine Waschlotion, die antibakteriell wirkt. Anschließend kannst Du die Wunden mit einer Zinksalbe pflegen. Durch die Zinksalbe verhinderst Du, dass erneut Keime in die verletzte Haut eindringen. Somit kann sich die Haut wieder erholen. Bei wiederkehrender Mauke oder in schweren Fällen solltest Du unbedingt einen Tierarzt zu Rate ziehen, damit Dein Pferd bestens versorgt ist.
Strahlfäule im Pferdehuf
Die Strahlfäule ist eine Erkrankung des Hufstrahls. Die Fäulnisbakterien greifen den Hufstrahl Deines Pferdes an und zersetzen diesen. Durch Feuchtigkeit und mangelnde Hufhygiene können sich die Bakterien besonders gut vermehren und es kommt zu einem Auflösen des Strahls.
Ist Dein Pferd betroffen, solltest Du Deinen Hufschmied anrufen. Durch großzügiges Ausschneiden entfernt dieser die faulen Stellen und somit die Fäulnisbakterien, kann man das Problem in den Griff bekommen. Auch über den Besuch des Hufschmieds hinaus sollte auf die Hygiene des Pferdehufs geachtet werden. Ist die Pferdekrankheit schon so weit fortgeschritten, dass sie auf die weiße Linie trifft, solltest Du einen Tierarzt zur Behandlung hinzuziehen. Um der Strahlfäule vorzubeugen, solltest Du Dein Pferd auf trockenen Böden in einem hygienischen Stall halten. Desweiteren solltest Du die Hufe Deines Pferdes täglich gründlich reinigen und regelmäßig den Hufschmied zur Hufpflege kommen lassen. Somit trägst Du deutlich zur Pferdegesundheit Deines Tieres bei.
Borreliose beim Pferd: Die Gefahr auf der Weide
Ob Dein Pferd an einer Borreliose leidet, lässt sich sehr leicht durch einen Antikörpertiter-Test im Blut feststellen. Dein Tierarzt kann diese Blutuntersuchung bei Deinem Pferd durchführen. Die Behandlung einer Borreliose ist beim Pferd genau so aufwendig wie beim Menschen. Die Borrelien liegen in aktiver und inaktiver Form im Körper vor und nur die aktive Form kann bekämpft werden. Die Behandlung erfolgt mit hochdosiertem Antibiotika über einen längeren Zeitraum. Daher solltest Du in dieser Zeit besonders auf eine Fütterung mit hoher Verdaulichkeit und darmflorastabilisierender Wirkung achten. Durch die Zugaben von Leinsamen und Bierhefe kannst Du Dein Pferd während der Behandlung unterstützen.
Was tun gegen Borreliose?
Vorbeugend kannst Du Dein Pferd gegen Borreliose impfen. Lass Dich hier durch Deinen Tierarzt beraten. Zusätzlich ist es sehr wichtig, dass Du Dein Pferd täglich auf festgebissene Zecken überprüfst, da die Übertragung der Erreger innerhalb von 24h erfolgt und Du durch das Entfernen der Zecken einer Borreliose vorbeugen kannst. Benutze unbedingt, zum Entfernen der Zecken, geeignetes Werkzeug, wie z. B. eine Zeckenzange. Diese ermöglicht es Dir, die Zecke zu entfernen, ohne dass der Kopf der Zecke stecken bleibt. Zusätzlich kannst Du Dein Pferd mit Zeckenschutzmittel einreiben, welches Du überwiegend am Kopf, Hals, Bauch, an den Beinen und unter den Schweifrüben auftragen.
Lahmheit beim Pferd
Lahmt ein Pferd, dann klingeln beim Pferdehalter die Alarmglocken. Kein Wunder, denn die Ursachen für die Lahmheit beim Pferd können so unterschiedlich sein. Vor allem dann, wenn man als Pferdehalter nicht mitbekommen hat, dass sich das Pferd im Training auf der Koppel oder im Stall verletzt hat, tappt man bei der Ursachenforschung zunächst im Dunkeln. Lahmt ein Pferd, dann heißt es grundsätzlich, dass das Pferd unter einem Schmerz leidet und der Bewegungsablauf durch eine Schonhaltung gestört ist.
Grundsätzlich gilt: Die Lahmheit bei Deinem Pferd kann am besten im Trab oder Galopp lokalisiert werden. Untersuche Dein Pferd auf Blessuren und Verletzungen an den Beinen und leiste gegebenenfalls erste Hilfe. Geht Dein Pferd lahm, dann solltest Du Deinen Tierarzt holen, um die Ursache zu klären oder den Grad der Verletzung besser zu beurteilen und schließlich eine Behandlung einleiten zu können.
Fazit
Natürlich sehen wir sie am liebsten gesund und munter über die Weide springen - aber auch Pferde sind anfällig für besondere Erkrankungen. Sei deshalb immer wachsam und ziehe lieber einmal zu viel als zu wenig den Tierarzt Deines Vertrauens zurate. In jedem Fall gehört die Behandlung einer akuten Erkrankung immer in professionelle Hände.